Im Interview
Richard Kaplenig zählt mit seinen 53 Jahren bereits zu den Elite-Künstlern in Österreich, die es geschafft haben, sich von ihrer Kunst ernähren zu lassen. Der aus Kärnten stammende Künstler hat mehrere Jahre im Ausland verbracht, „aber nie zu lange am selben Platz“, wie er sagt. Prägend für seine Laufbahn waren vor allem seine acht Jahre in Venedig; davon studierte er fünf Jahre an der Accademia di Belle Arti; ein Jahr in Buenos Aires. Es folgten zahlreiche Symposien, meist grenzüberschreitend in verschiedenen Ländern wie zum Beispiel in Polen, Russland, Slowenien und Kroatien. Bei einem Besuch in Kaplenigs Wiener Atelier in Nussdorf durfte die Autorin das Ambiente des Künstlers kennen lernen und war überrascht. Sein großes, schönes Atelier erschließt sich über zwei Stockwerke und lässt sich dennoch relativ schnell inventarisieren. Deshalb, weil seine großformatigen Kunstwerke die Räumlichkeiten dominieren.
Richard Kaplenig hat Sinn für schlichte Extravaganz, die sich auch in seinen jüngsten Werken widerspiegelt.
Herr Kaplenig, wenn man Ihr Refugium in Nussdorf betritt und sich umsieht, ist man überrascht. Sie leben nicht nur für, sondern auch mit der Kunst. Wie wichtig ist es Ihnen, bei Ihrer Arbeit inmitten Ihrer Kunstwerke zu sein?
Meine Arbeitsräume sind mir sehr wichtig, da ich dort viel Zeit verbringe. Um großformatig zu malen, brauche ich Platz und Licht. Es gibt kaum Möbel, nur das Wichtigste. Ich schaffe mir in einem Teil einen Ausstellungsraum, um die fertigen Bilder in Ruhe betrachten zu können, bevor sie das Atelier verlassen. Hier, in Nussdorf, habe ich auf über 300 Quadratmetern die besten Voraussetzungen dafür gefunden. Eine gewisse Grundordnung im Atelier ist mir ebenfalls wichtig. Diese, glaube ich, spiegelt sich in meinen aktuellen Bildern wider.
Betrachtet man Ihre Arbeiten, so erinnern diese an den Purismus. Ihre aktuellen, großflächigen Werke strahlen Ästhetik, vereint mit Klarheit und Präzision aus, aber auch Einfachheit in der Farbe. Der Fokus liegt auf Schwarz-weiß, gepaart mit Grautönen. Sind Sie kein Freund der Farbe?
Ein so genannter bunter Maler war ich nie. Wahrscheinlich kann ich gar nicht bunt malen. Wenn Farbe verwendet wird, dann meistens sehr reduziert. Früher gerne Rot. In den neueren Bildern findet sich sehr oft Indigo, sehr dunkel, fast Schwarz, und eben Weiß. Ich folge seit Jahren einer gewissen Ästhetik, da passt zu viel Farbe nicht dazu. Das soll aber nicht heißen, dass ich kein Freund der Farbe im Allgemeinen bin. Ich liebe Farbe in der Natur.
Ihre Objekte in ihrem jüngsten Katalog sind Gegenstände aus dem Alltag: Glühbirnen, Schraubstücke, Fläschchen etc. Wie entstand die Liebe zu diesen funktionalen Gegenständen aus Glas und Aluminium? Wann entstanden die ersten dieser Bilder?
Nach Jahren der Abstraktion habe ich 2009 meine Arbeit neu überdacht. Anlass war ein Artist in Residenceprojekt in Buenos Aires, welches mir die Firma Kapsch ermöglicht hat. Dieser mehrmonatige Aufenthalt in Argentinien änderte viele meiner bisherigen Sichtweisen bezüglich bildnerischer Kunst. Mein Werk erschien mir bis dato langweilig. Ohne Konzept malte ich einfach drauflos, was mir gerade so unterkam und was mir Spaß machte. Unter anderem auch Alltagsgegenstände, welche Auslöser für die heutigen Bilder waren. Die Malerei an sich stand im Vordergrund. So könnte man auch sagen, dass der Gegenstand nur ein Vorwand für die Malerei sei. Natürlich ist mir das Assoziationsfeld dieser Dinge wichtig, aber nicht nur. Es ist vielmehr eine Frage der Sympathie, nachdem ich ein „Ding“ als bildwürdig erkläre. So etwa wie Liebe auf den ersten
Blick.
Künstler brauchen Sammler und Förderer und den Kunstmarkt, um zu internationalem Ruhm zu gelangen. Wie stehen Sie als bereits anerkannter internationaler Künstler zum Kunstmarkt?
Ich hatte immer das Glück, dass Leute auf mein Talent aufmerksam wurden und dieses auch förderten. Großteils Unternehmer aus der Privatwirtschaft, denen ich viel zu verdanken habe. Der Kunstmarkt, wenn auch nicht immer leicht durchschaubar, ist für den Künstler natürlich sehr wichtig. Ohne Galerien wird man kaum eine Chance haben, sich am Markt bemerkbar zu machen. Beteiligungen an Kunstmessen und die Präsenz bei Auktionen spielen eine immer größer werdende Rolle.
Sie leben nicht nur für, sondern auch von der Kunst. Ist es eigentlich schwierig, in Österreich von der Kunst zu leben?
Ohne die vorher erwähnten Förderer und die gute Zusammenarbeit mit der Galerie Lukas Feichtner beziehungsweise verschiedenen KuratorInnen und KunsttheoretikerInnen wäre das wohl nicht möglich.