im 21er Haus Wien
Das 21er Haus zeigte in der Ausstellung Franz West – Artisclub Zentrale Arbeiten des bedeutenden österreichischen Künstlers Franz West (1947–2012). Die ausgestellten Werke von 36 Künstlerinnen und Künstlern sind alle in Kooperation mit Franz West entstanden. Der sogenannte Artistclub ist ein partizipatives Projekt von West aus dem Jahre 1999.
Zu Lebzeiten des Künstlers konnte er nie in gewünschter Form umgesetzt werden, nun wird er als kuratorische Idee im Sinne einer interaktiven Ausstellung erfahrbar. Die Besucher waren dazu eingeladen, selbst Teil des Kunstwerks zu werden. In Wests Kunstschaffen spielen die Partizipation des Betrachters und die Kollaboration mit anderen Künstlern eine zentrale Rolle. Das Verhältnis zwischen dem Künstler, der künstlerischen Arbeit und dem Rezipienten wird von ihm stets hinterfragt. Die Ausstellung reflektiert Wests Auffassung von Kunst als zugänglichen Akt, sein Konzept der Einbindung unterschiedlicher künstlerischer Positionen sowie seinen damit in Zusammenhang stehenden Begriff der Autorschaft. „Franz West war unter den Kunstschaffenden in Österreich eine Ausnahmeerscheinung. Sein Prinzip der Zusammenarbeit mit anderen Künstlern und der Teilhabe der Kunstbetrachter ist bis heute einzigartig. Die Ausstellung im 21er Haus folgte seinem künstlerischen Ansatz und wurde dank der Unterstützung vieler Weggefährten des verstorbenen Künstlers möglich. So kehrt Franz West nach zwanzig Jahren an den Ort seiner großen Personale Proforma zurück,“ so Dr. Agnes Husslein-Arco, Direktorin des Belvedere und 21er Haus.
Wests Werke sind Elemente künstlerischer Interaktion.
1947 in Wien geboren, entdeckte Franz West bereits in seiner Jugend die Leidenschaft für die Kunstwelt. Er verschaffte sich Einblick in internationale Kunstbewegungen und pflegte Kontakte zur Intellektuellenszene Wiens. Die intensive Lektüre und Reflexion philosophischer Schriften wirkte sich zeitlebens entscheidend auf Wests künstlerisches Schaffen aus. 1970 begann West spontan und autodidaktisch mit seiner eigenen Kunstproduktion. Nach kleinformatigen Papierarbeiten entstanden ab Mitte der 1970er-Jahre die ersten sogenannten Passstücke.
Diese dienen als plastische Erweiterungen des menschlichen Körpers und machen den Betrachter zum elementaren Bestandteil des Gesamtkunstwerks. Auch die berühmten Sitzmöbel sowie die großformatigen Außenskulpturen Wests basieren auf dem Grundsatz der Partizipation. Sein Werkbegriff ist durch wandelbare Bedeutungs- und Beziehungsgefüge definiert. Anders als bei einem gänzlich autonom gedachten Werk sollen keine endgültigen Antworten formuliert werden. Wests Skulpturen und Installationen offerieren stets die Möglichkeit für einen Dialog mit dem Besucher, sowohl auf physisch erlebbarer als auch auf intellektueller Ebene. Wests offener Werkbegriff, der mit den Passstücken seinen Anfang nahm, fand konsequente Erweiterung in der Relativierung der Bedeutung der Autorschaft. Durch Mitautorschaft und Kollaboration sowie durch das Wiederaufgreifen von Werken aus diversen Schaffensphasen und die Einbeziehung von Arbeiten anderer Künstlerinnen und Künstler führte West ein subversives, oftmals auch humorvolles Spiel mit der Autorschaft von Kunstwerken.
Ziel der Ausstellung im 21er Haus war es, die unterschiedlichen Szenarien seiner Vorgehensweisen aufzuzeigen und zu untersuchen. In diesem Zusammenhang ist auf die äußerst bedeutende Arbeit Extroversion hinzuweisen, die West für die Biennale di Venezia 2011 konzipierte. West stülpte für die Installation die Wände der Küche seines Ateliers quasi um. Die darin enthaltenen 43 künstlerischen Arbeiten von Freunden, Künstlerkollegen und Mitarbeitern traten so nach außen. Sie behielten ihre Autonomie, wurden aber zugleich Teil eines großen, komplexen Kunstwerks.
Die Ausstellung zeigte Franz West gemeinsam mit Bizhan Bassiri, Elisabetta Benassi, Songül Boyraz, Jean-Marc Bustamante, Plamen Dejanoff & Svetlana Heger, Mathis Esterhazy, Marina Faust, Marco Fedele di Catrano, Urs Fischer, Herbert Flois, Gelatin, Douglas Gordon, Heiri Häfliger, Richard Hoeck, Peter Höll, Franz Kapfer, Mike Kelley, Leopold Kessler, Roland Kollnitz, Anita Leisz, Sarah Lucas, Otto Muehl, Albert Oehlen, Michelangelo Pistoletto, Rudolf Polanszky, Andreas Reiter Raabe, Anselm Reyle, Tamuna Sirbiladze, Josh Smith, Johann Szenizcei, Octavian Trauttmansdorff, Zlatan Vukosavljevic, Hans Weigand, Erwin Wurm, Heimo Zobernig.