Die Dynamik der Moderne

MEISTERWERKE DER MODERNEN FOTOGRAFIE 1900–1940
Die Sammlung Thomas Walther aus dem Museum of Modern Art, New York im MASILugano

Zum ers­ten Mal in Euro­pa wird ein wich­ti­ger Teil der Tho­mas Walt­her Coll­ec­tion aus dem Muse­um of Modern Art in New York gezeigt. Die­se ein­zig­ar­ti­ge Schau im MASI­Luga­no umfasst über zwei­hun­dert Meis­ter­wer­ken der Foto­gra­fie aus der ers­ten Hälf­te des 20. Jahr­hun­derts und offen­bart, wie die in die­sen Jahr­zehn­ten akti­ven Foto­gra­fen immer wie­der die Gren­zen des foto­gra­fi­schen Aus­drucks durch­bra­chen. Ihren radi­ka­len Expe­ri­men­ten und ihrer unbän­di­gen Krea­ti­vi­tät ist es zu ver­dan­ken, dass die Foto­gra­fie heu­te das wich­tigs­te visu­el­le Aus­drucks­mit­tel ist.

Nie wur­den die erfin­de­ri­schen Mög­lich­kei­ten der Foto­gra­fie so inten­siv und frucht­bar erforscht wie zwi­schen 1900 und 1940. Damals began­nen nicht nur Foto­gra­fen, son­dern auch bil­den­de Künst­ler in Euro­pa und Ame­ri­ka, die Mög­lich­kei­ten des noch neu­en Medi­ums aus­zu­pro­bie­ren und zu ent­de­cken. In der Fol­ge kon­zi­pier­ten und ent­wi­ckel­ten sie die Tech­ni­ken und Metho­den, die auch heu­te noch die Grund­la­ge für die neu­es­ten Trends in der Foto­gra­fie bil­den. Dies gilt nicht nur für den all­ge­mei­nen Ein­satz der Foto­gra­fie in Repor­ta­ge, Archi­tek­tur, Mode und Wer­bung, son­dern ins­be­son­de­re für die Ein­be­zie­hung foto­gra­fi­scher Ele­men­te in die bil­den­de Kunst, die gera­de in die­sen Jahr­zehn­ten zu sin­ken begann.

Tat­säch­lich ent­stand in die­sem beson­de­ren Moment der Geschich­te eine inno­va­ti­ve Her­an­ge­hens­wei­se an doku­men­ta­ri­sche, abs­trak­te und archi­tek­to­ni­sche The­men, die durch die mehr als 350 Foto­gra­fien in der Tho­mas Walt­her-Samm­lung des Muse­um of Modern Art, New York, auf außer­ge­wöhn­li­che Wei­se wie­der­ge­ge­ben wird.

Kate Stei­nitz, Ame­ri­can, Back­stro­ke, 1930, Gela­ti­ne Sil­ber Druck, 26.6 x 34.1 cm, The Muse­um of Modern Art, New York, Tho­mas Walt­her Coll­ec­tion, dona­zio­ne di Tho­mas Walt­her © The Stei­nitz-Berg Fami­ly Art Coll­ec­tion, 1930, imma­gi­ne digi­ta­le © 2021 The Muse­um of Modern Art, New York/Scala, Florence

Die Aus­stel­lung spie­gelt die Dyna­mik der Moder­ne wider, die beson­ders in den Por­träts und Auf­nah­men, die die urba­ne Erfah­rung doku­men­tie­ren, sowie in der Wahl expe­ri­men­tel­ler tech­ni­scher Mit­tel wie unge­wöhn­li­che Blick­win­kel und Ver­zer­run­gen deut­lich wird. 

Das MoMA erwarb die­se Foto­gra­fien aus der Pri­vat­samm­lung von Tho­mas Walt­her, die sowohl außer­ge­wöhn­li­che Bil­der der füh­ren­den Per­sön­lich­kei­ten der Foto­gra­fie­ge­schich­te als auch wert­vol­le Wer­ke von über hun­dert wei­te­ren, weni­ger bekann­ten Foto­gra­fen umfasst. Die Aus­stel­lung zeigt auch die Arbei­ten von Künst­lern, denen Walt­her beson­de­re Auf­merk­sam­keit wid­me­te, dar­un­ter André Ker­té­sz, Ger­maine Krull, Franz Roh, Wil­li Ruge, Mau­rice Tabard, Umbo und Edward Weston.

Die sowohl im Frei­en als auch im Stu­dio auf­ge­nom­me­nen Foto­gra­fien, die für avant­gar­dis­ti­sche Aus­stel­lun­gen und Print­me­di­en bestimmt waren, bie­ten einen außer­ge­wöhn­li­chen Ein­blick in die radi­kal inno­va­ti­ven Absich­ten ihrer Urhe­ber. Die trans­at­lan­ti­sche Zir­ku­la­ti­on von Ideen, Bil­dern, Objek­ten und Men­schen sti­mu­lier­te leb­haf­te Debat­ten über die Trans­for­ma­ti­on des Sehens sowie über die ver­schie­de­nen Nut­zun­gen und Mög­lich­kei­ten des Medi­ums Foto­gra­fie. Die Aus­wan­de­rung, die enor­me Ver­brei­tung von Publi­ka­tio­nen auf bei­den Sei­ten des Atlan­tiks sowie die gro­ßen Aus­stel­lun­gen, die einen Dia­log zwi­schen den unter­schied­lichs­ten künst­le­ri­schen Errun­gen­schaf­ten her­stell­ten, tru­gen dazu bei, eine Peri­ode der Inno­va­ti­on ein­zu­lei­ten, die einen krea­ti­ven Höhe­punkt in der Geschich­te der Foto­gra­fie wie auch in der Kunst im All­ge­mei­nen mar­kier­te. Obwohl ins­ge­samt nur weni­ge Foto­bü­cher aus Euro­pa in die Ver­ei­nig­ten Staa­ten kamen, gibt es kei­nen Zwei­fel dar­an, dass ihr Wert von denen, die sie sahen, ver­stan­den wur­de. Die­se Publi­ka­tio­nen erkann­ten das künst­le­ri­sche Poten­zi­al der Foto­gra­fie an und eta­blier­ten ihre zen­tra­le Stel­lung in der popu­lä­ren Vor­stel­lungs­welt, indem sie die Mög­lich­keit boten, foto­gra­fi­sche Wer­ke unab­hän­gig vom Her­kunfts­ort des Künst­lers zu ent­de­cken. Die Foto­gra­fien zir­ku­lier­ten auch in Euro­pa und Ame­ri­ka durch eine brei­te Palet­te von Publi­ka­tio­nen, von avant­gar­dis­ti­schen Maga­zi­nen bis hin zu grö­ße­ren Zei­tun­gen. Die meis­ten der klei­nen Zeit­schrif­ten und Maga­zi­ne, die in den 1910er und 1920er Jah­ren gegrün­det wur­den, über­leb­ten die gro­ße Wirt­schafts­kri­se am Ende des Jahr­zehnts nicht. Das soll nicht hei­ßen, dass die Ära der Maga­zin­fo­to­gra­fie zu Ende gegan­gen wäre, im Gegen­teil. „Life“ wur­de 1936 gegrün­det und sein außer­or­dent­li­cher Erfolg wur­de von Dut­zen­den ande­rer Zeit­schrif­ten in den Ver­ei­nig­ten Staa­ten und Euro­pa ver­folgt – wenn nicht sogar erreicht. Die­se för­der­ten jedoch nicht in glei­cher Wei­se die expe­ri­men­tel­len künst­le­ri­schen und lite­ra­ri­schen Prak­ti­ken, die auf den Sei­ten von Maga­zi­nen und Zeit­schrif­ten im ers­ten Vier­tel des 20. Jahr­hun­derts geblüht hatten.

Die Aus­stel­lung, die in the­ma­ti­sche Sek­tio­nen geglie­dert ist, die die Ver­bin­dun­gen zwi­schen den Wer­ken beto­nen, spie­gelt die Dyna­mik der Moder­ne wider, die beson­ders in den Por­träts und Auf­nah­men, die die urba­ne Erfah­rung doku­men­tie­ren, sowie in der Wahl expe­ri­men­tel­ler tech­ni­scher Mit­tel wie unge­wöhn­li­che Blick­win­kel und Ver­zer­run­gen deut­lich wird.

MEISTERWERKE DER MODERNEN FOTOGRAFIE 1900–1940 – Die Samm­lung Tho­mas Walt­her aus dem Muse­um of Modern Art, New York erzählt die Geschich­te die­ses bahn­bre­chen­den Kapi­tels in der Geschich­te der Fotografie.

MEISTERWERKE DER MODERNEN FOTOGRAFIE 1900–1940
Die Samm­lung Tho­mas Walt­her im Muse­um of Modern Art, New York

25.0401.08.2021

MASI LAC
Piaz­za Ber­nar­di­no Lui­ni 6, 6900 Lugano
Di / Mi / Fr: 11 – 18 Uhr
Do: 11 – 20 Uhr
Sa / So / Fei­er­ta­ge: 10 – 18 Uhr
Mo: geschlossen

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