500 Jahre Kunstgeschichte
Anlässlich des dreihundertjährigen Gründungsjubiläums des Fürstentums Liechtenstein präsentiert die Albertina unter dem Titel Von Rubens bis Makart eine umfassende Auswahl der herausragendsten Werke der Sammlungen des Fürsten von und zu Liechtenstein. Gleichzeitig widmet die Albertina unter dem Titel Rudolf von Alt und seine Zeit dem Wiener Aquarell als einem wesentlichen Kernbestand der Fürstlichen Sammlungen eine Jubiläumsausstellung.
Weit über einhundert der bedeutendsten Gemälde und Skulpturen aus der erlesenen Kollektion eines der traditionsreichsten Häuser Europas spannen einen beeindruckenden Bogen von der italienischen Frührenaissance über das Zeitalter des Barocks bis zum Wiener Biedermeier und dem Historismus der Makart-Ära. Ikonische Werke wie Anticos erst jüngst für die Fürstlichen Sammlungen erworbene Büste des Marc Aurel, die lebensgroßen Bronzeplastiken des Adrian de Fries oder Peter Paul Rubens’ berühmte Venus vor dem Spiegel stehen dabei im Mittelpunkt einer Schau, die eine veritable Promenade durch fünf Jahrhunderte Kunstgeschichte ermöglicht.
Seit mehr als 400 Jahren ist die kontinuierliche und leidenschaftliche Sammeltätigkeit der Fürsten dokumentiert: Geprägt von oft schillernden Persönlichkeiten und ihren individuellen künstlerischen Vorlieben formte sich so eine private Kollektion, die bis heute ihresgleichen sucht. Als Ort, an dem die Fürstliche Familie bis 1938 einen ständigen Wohnsitz unterhielt, hat Wien eine exzeptionelle Bedeutung: Unter Fürst Johann Adam Andreas I., auf den auch die Erwerbung zahlreicher Hauptwerke des flämischen Barocks zurückgeht, wurde die Sammlung ab 1705 in der zweiten Beletage des neuen liechtensteinischen Stadtpalais in der Bankgasse (ehemals Schenkenstraße) präsentiert. Im Jahr 1810 machte Fürst Johann I. von Liechtenstein seine Meisterwerke im Gartenpalais in der Rossau erstmals der Wiener Öffentlichkeit zugänglich. Während des Zweiten Weltkriegs verlegte die Familie ihren Wohnsitz und damit auch die Sammlungen nach Liechtenstein.
Die Ausstellung zeigt die größten Schätze der liechtensteinischen Sammlungen und führt so exemplarisch ihren überragenden Reichtum vor Augen. Im Unterschied zur permanenten Präsentation in den beiden Wiener Palais, in denen die Werke mehr oder weniger in ihrem angestammten Kontext erlebbar sind, liegt eine der zentralen Absichten dieser Ausstellung in der neuen Kontextualisierung: Der reduzierte Rahmen der Albertina und ihrer modernen Räumlichkeiten ermöglicht einen frischen Blick auf die gezeigten Hauptwerke. Vorrangiges Ziel war dabei weniger eine kunsthistorisch stringente als vielmehr eine von ästhetischen Gesichtspunkten bestimmte Form der Präsentation. Durch alternative Gruppierungen oder gezielte Isolation erzählen die Gemälde und Skulpturen nun gänzlich andere Geschichten.
Unter dem Titel Rudolf von Alt und seine Zeit widmet die Albertina dem Wiener Aquarell als einem wesentlichen Kernbestand der Fürstlichen Sammlungen eine eigene Ausstellung. Rund hundert der schönsten Werke vom Biedermeier bis zum Realismus repräsentieren nicht nur die kenntnisreiche fürstliche Sammelleidenschaft im 19. Jahrhundert, sondern geben zugleich einen gültigen Überblick über die Aquarellkunst dieser Ära.
Der spontane Umgang mit Licht und Kolorit spielt in dieser Wasserfarbenmalerei eine zentrale Rolle und vermittelt eine Intensität und Präsenz, die in anderen Medien kaum erreicht werden kann. So spiegelt sich etwa die schillernde Pracht adeliger Wohnkultur in den repräsentationsbewussten Interieurs der liechtensteinischen Palais in Wien, die Rudolf von Alt über Jahrzehnte hinweg im Auftrag der Familie anfertigte. Auch außerhalb der Stadt unterhielt die Fürstliche Familie zahlreiche Besitztümer: Alts unvergleichlich lebendige Impressionen der Schlösser Eisgrub und Feldsberg mit ihrem jeweiligen Umland sind uns heute wertvolle Erinnerungen an eine vergangene Welt voller Schönheit und Opulenz.
Einen maßgeblichen Bereich dieser außerordentlich facettenreichen Epoche österreichischen Kunstschaffens stellt das Wiener Porträt dar: Moritz Michael Daffingers repräsentative Bildnisse der Liechtenstein und anderer Mitglieder der Wiener Gesellschaft beeindrucken ebenso wie Peter Fendis schnelle Momentaufnahmen der Fürstlichen Familie.
Als exemplarischer Überblick nur der qualitätsvollsten Blätter illustriert die Ausstellung der Albertina somit die außerordentliche Vielfalt der grafischen Sammlung einer Fürstlichen Familie, die sich als Patronin der Künste auch im täglichen Leben stets mit Aquarellen und ihren Schöpfern umgab.
RUBENS BIS MAKART
Die Fürstlichen Sammlungen Liechtenstein
RUDOLF VON ALT UND SEINE ZEIT
Aquarelle aus den
Fürstlichen Sammlungen Liechtenstein
bis zum 10. Juni 2019
ÖFFNUNGSZEITEN
Täglich | 10 bis 18 Uhr
Mittwoch & Freitag | 10 bis 21 Uhr