Entdeckungen in Sakkara

Die grossen Entdeckungen in der Nähe der Teti-Pyramide in Sakkara

Ich begann 1992 in der Nähe der Teti-Pyra­mi­de zu arbei­ten und zwar bis 2010. Teti war der ers­te König der 6. Dynas­tie. Er wur­de wäh­rend des Neu­en Rei­ches als Gott ver­ehrt. Damals wur­den vie­le Men­schen in sei­ner Nähe begra­ben. Im Jahr 2008 ent­deck­te ich eine Pyra­mi­de in der Nähe der Teti-Pyra­mi­de. Wir ent­fern­ten einen gro­ßen Sand­hü­gel und fan­den dar­un­ter die­se Pyra­mi­de, ihre Höhe betrug etwa 5 Meter und sie war 15 Meter lang. Die Pyra­mi­de war mit fei­nem wei­ßem Kalk­stein aus­ge­klei­det. Wir began­nen, sie zu öff­nen. Der Ein­gang war ver­sie­gelt. Ich fand jedoch her­aus, dass Die­be einen Schacht an der West­sei­te der Pyra­mi­de geöff­net hat­ten. Wir betra­ten die Pyra­mi­de durch den Tun­nel der Diebe.

Wir fan­den den Sar­ko­phag in der Grab­kam­mer und öff­ne­ten den Deckel. Er wog fünf Ton­nen. Die Arbei­ter leg­ten höl­zer­ne Schlit­ten hin und began­nen, den Deckel auf die glei­che Wei­se zu bewe­gen, wie es die alten Ägyp­ter einst taten. Wir fan­den dar­in die Über­res­te des Ske­letts einer Köni­gin und eini­ge Amu­let­te, aber kei­ne Inschrif­ten, die uns den Namen der Köni­gin ver­ra­ten hät­ten. Anhand his­to­ri­scher und archäo­lo­gi­scher Bewei­se habe ich her­aus­ge­fun­den, dass König Teti nur drei Frau­en in sei­nem Leben hat­te. Die ers­te war Köni­gin Iput I. und sie war als die Haupt­kö­ni­gin bekannt. Die ande­ren waren Köni­gin Khuit und sei­ne Mut­ter Ses­hat. Ich habe Bewei­se dafür gefun­den, dass die Haupt­kö­ni­gin von Teti Khuit war, und ich glau­be, dass die Pyra­mi­de, die wir gefun­den haben, zu ihrer Mut­ter gehörte.

Blick auf die Aus­gra­bungs­stät­te in Sakkara

In der Feld­sai­son 2020–2021 gru­ben wir öst­lich der Pyra­mi­de in der Hoff­nung, den Toten­tem­pel zu fin­den. Zunächst kam der Tem­pel­bo­den aus Kalk­stein­blö­cken unter­schied­li­cher Form und Grö­ße zum Vor­schein, dann folg­ten die Kalk­stein­wän­de des Tem­pels. Der Tem­pel ist etwa 5 Meter mal 2 Meter groß. Die Wän­de haben eine durch­schnitt­li­che Brei­te von 1,22 m und eine Höhe von 1,29 m. Auf der Ost­sei­te der öst­li­chen Wand fan­den wir eine hie­ro­gly­phi­sche Inschrift mit dem Namen einer Köni­gin namens Neit. Die Inschrift lau­tet: iri pAt. hmt nswt mr.f Nit. Erb­li­che Adli­ge, Frau des Königs, die er liebt, Neit. Außer­dem haben wir im Boden des Tem­pels einen qua­dra­ti­schen Obe­lis­ken aus Kalk­stein ent­deckt. Der Obe­lisk ist 1,37 m hoch und hat eine Basis von 0,4 m. Eine Inschrift auf einer der Sei­ten des Obe­lis­ken lau­tet: iri pAt sAt Gb hmt nswt mry t.f Nit, »Erb­li­che Adli­ge, Toch­ter des Geb, Frau des Königs, geliebt vom König, Neit.« In der Nähe des Obe­lis­ken fan­den wir auch eine Tür­lin­se aus Kalk­stein mit der Inschrift: iri pAt sAt nsw(t) nt Xht.f…Nit, Erb­li­cher Adli­ger, Toch­ter des Königs sei­nes Leibes…Neit. Wir ent­deck­ten Lehm­zie­gel­ma­ga­zi­ne des Toten­tem­pels auf der Süd­sei­te. Es gibt drei recht­ecki­ge Räu­me. Der west­li­che Raum ist 4 m in Nord-Süd-Rich­tung lang und 1,5 m breit. Die West­sei­te die­ses Rau­mes wird von einer Lehm­zie­gel­wand gebil­det und endet mit den Über­res­ten einer gewölb­ten Decke. Die öst­li­che Wand ist eben­falls aus Lehm­zie­geln gemau­ert. Der Ein­gang zu die­sem Raum befin­det sich an der Süd­wand. Der zwei­te Raum befin­det sich öst­lich des ers­ten Rau­mes. Die­ser Raum ist 10,2 m in Ost-West-Rich­tung lang und 4,2 m breit. Der Boden des Rau­mes, der von Osten betre­ten wird, besteht aus Kalk­stein­plat­ten unter­schied­li­cher Form und Grö­ße. Der drit­te Raum ist der kleins­te der drei Räu­me. Der recht­ecki­ge Raum hat kei­nen Ein­gang und ist 1,75 m mal 1,12 m groß. Die nörd­li­che Aus­deh­nung des Tem­pels ist noch nicht erforscht worden.

Auf­grund der neu­en Fun­de wäh­rend unse­rer Aus­gra­bung wis­sen wir jetzt, dass es drei Köni­gin­nen gab, die mit Teti ver­bun­den waren. Zwei waren bereits bekannt, Iput und Khuit. Die drit­te Köni­gin, Neit, ist jetzt durch ihren Toten­tem­pel in der klei­nen Pyra­mi­de bekannt, die 2008 ent­deckt wur­de und sich nord­öst­lich der Pyra­mi­de von Teti befand. Zu den Titeln, die mit dem Namen der Köni­gin ver­bun­den sind, gehö­ren »Frau des Königs« und auch »Königs­toch­ter«. Wir wis­sen nicht, ob sie die Toch­ter einer der Köni­ge der 5. Dynas­tie oder die Toch­ter von König Teti selbst war. Wenn sie die Toch­ter von Teti war, dann wäre dies der ers­te Fall, in dem ein König sei­ne Toch­ter hei­ra­te­te, wie es in der spä­te­ren ägyp­ti­schen Geschich­te der Fall ist. Köni­gin Neit trug auch den Titel »Toch­ter des Geb«. Die­ser Titel wur­de in der 6. Dynas­tie von der Wesi­rin Nebet, der Frau des Khui, getra­gen. Der Titel ist auch bei Ine­nek, der Frau von König Pepi I., bezeugt. Damit ist unse­re Köni­gin Neit die bis­her frü­hes­te Köni­gin, die einen sol­chen Titel trug. Inter­es­san­ter­wei­se schlug V. G. Cal­len­der, als sie die Titel der frü­hen Köni­gin­nen der 6. Dynas­tie erör­ter­te, vor, dass die­ser Titel auch Köni­gin­nen nicht­kö­nig­li­cher Abstam­mung ver­lie­hen wor­den sein könn­te. Im Fal­le unse­rer Köni­gin Neit trug sie jedoch ein­deu­tig auch den Titel der »Köni­gin­nen­toch­ter sei­nes Kör­pers«. In der Umge­bung der Pyra­mi­de von Teti befin­den sich die drei Pyra­mi­den der Köni­gin sowie das Grab von Teti­ankhkem, dem Sohn des Königs. Die in sei­nem Grab­schacht gefun­de­nen Kno­chen deu­ten dar­auf hin, dass er mit 25 Jah­ren starb. Er war wahr­schein­lich der Sohn der Köni­gin Khuit. Sei­ne Bestat­tung neben der Pyra­mi­de von Teti und in der Nähe der Pyra­mi­den der Köni­gin­nen Iput und Khuit legt nahe, dass Teti­ankhkem der ältes­te Sohn von Teti war, der mög­li­cher­wei­se wäh­rend der Herr­schaft sei­nes Vaters starb. Wir glau­ben jetzt auch, dass Khuit und nicht Iput I. die Haupt­kö­ni­gin von Teti war. Der Beginn der 6. Dynas­tie soll­te nach der jüngs­ten Ent­de­ckung die­ser neu­en Pyra­mi­de sorg­fäl­tig unter­sucht werden.

Ich glau­be, dass die Stät­te mehr Neben­py­ra­mi­den ent­hal­ten soll­te. Der Grab­tem­pel der Köni­gin Neit unter­schei­det sich völ­lig von den Tem­pel­plä­nen der Köni­gin Iput I. und Khuit. Er ist auch der größ­te aller Toten­tem­pel des Alten Reiches.

Zahi Hawass und sein For­schungs­team bei den Aus­gra­bun­gen in Sak­ka­ra in der Nähe der Teti-Pyramide

Neben dem Grab­tem­pel der Pyra­mi­de haben wir sie­ben­und­fünf­zig Schacht­grä­ber frei­ge­legt, die Sär­ge und ande­re Arte­fak­te ent­hiel­ten, die aus dem Mitt­le­ren Reich bis in die Spät­zeit datie­ren. Im Schacht 1 fan­den wir einen Sarg, vier Shab­tis und Frag­men­te von Papy­rus, die für einen Mann namens Buk­haef bestimmt waren. Der Sarg war nur teil­wei­se erhal­ten und mit Sand gefüllt und befand sich etwa drei Meter unter­halb der Öff­nung des Schachts. Der Sarg ist schwarz bemalt und mit gel­ben und wei­ßen Ver­zie­run­gen ver­se­hen, der Deckel ist fast voll­stän­dig zer­stört. Das Inne­re zeigt eine Sze­ne mit Nut in Gelb auf schwar­zem Hin­ter­grund. Nut streckt ihre geflü­gel­ten Arme unter dem Ver­stor­be­nen aus, sie trägt eine kur­ze Perü­cke. Auf den inne­ren Schul­tern des Sar­ges sind seit­lich ihres Kop­fes Wed­jat-Augen auf­ge­malt. Über ihrem Kopf ist der Name der Göt­tin geschrie­ben. Der Name des Ver­stor­be­nen ist auf bei­den Sei­ten ihrer Bei­ne ein­gra­viert. Der äuße­re Sarg ist mit ande­ren Göt­tern wie Thoth, Hapi und Anu­bis geschmückt. Der Sarg ist mit meh­re­ren Sprü­chen aus dem Toten­buch versehen.

Die Shab­tis sind aus Holz gefer­tigt und mit dem Zau­ber­spruch 6 aus dem Toten­buch sowie dem Namen des Ver­stor­be­nen, Buk­haef, beschrif­tet. Der Kör­per des Shab­tis wur­de wie der Sarg schwarz bemalt. Das Shab­ti ist Schnei­der Typ VB4 und wird in das Neue Reich datiert. Die Papy­rus­frag­men­te von Buk­haef wur­den an ver­schie­de­nen Stel­len in den Trüm­mern des Schachts Nr. 1 gefun­den. Der Papy­rus ent­hält Sprü­che aus dem Toten­buch, dar­un­ter den Spruch Num­mer 17, der den Ver­stor­be­nen ins Jen­seits beför­dert. Der Papy­rus wird vor einer wei­te­ren Unter­su­chung konserviert.

Alle drei Ele­men­te, die in Schacht 1 des Gra­bes von Buk­haef gefun­den wur­den, kön­nen auf die spä­te 18. Dynas­tie bis zur Herr­schaft von Ram­ses II. datiert wer­den. Die Aus­gra­bung des Teti-Fried­hofs in Sak­ka­ra erwei­tert unser Wis­sen über die Nut­zung der Stät­te im Neu­en Reich sowie über die zeit­ge­nös­si­sche Nut­zung der Stät­te wäh­rend der Herr­schaft von Teti im Alten Reich.

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Der weltbekannte und preisgekrönte Archäologe Zahi Hawass ist derzeit Staatsminister für Altertümer und Leiter der Ausgrabungen in Gizeh, Sakkara, dem Tal der Könige und der Bahariya-Oase. Dr. Hawass erhielt ein Fulbright Stipendium für ein Studium an der University of Pennsylvania, wo er 1987 in Ägyptologie promovierte. Im Laufe seiner langen Karriere hat er zahlreiche wissenschaftliche Artikel verfasst und genießt hohes Ansehen als Ägyptologe, dessen Enthusiasmus durch seine populären Bücher, Artikel und Fernsehauftritte viele inspiriert hat. Seine Bemühungen um die Erhaltung und den Schutz der ägyptischen Denkmäler haben zu bedeutenden Projekten im ganzen Land geführt, die sowohl abgeschlossen als auch aktuell im Gange sind.

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