Verpackung auf Maß, Hebeunterstützung, Spezialtransport, Hubschrauberbegleitung, Sondereinheit.
Hinter jeder großen Ausstellung, Museumseröffnung oder Kunstauktion steckt eine aufwändige Logistik. Wer bringt überhaupt die Kunst von A nach B und wie heikel sind solche Transporte? Wir sprechen mit den Experten und treffen Siegfried Brugger und Peter Elsässer, die gemeinsam mit Kathrin Sandrini Eigentümer des internationalen Unternehmens MuseumsPartner sind – österreichweit einziges Mitglied der ICEFAT. Dabei tauchen wir in einen faszinierenden nahezu geheimnisvollen Bereich der Kunstwelt ein, der stets diskret und ruhig im Hintergrund agiert und uns gerade deshalb so neugierig macht.
Seit wann existiert Ihr Unternehmen und wie kam es zur Gründungsidee?
SIEGFRIED BRUGGER: Das Unternehmen in seiner jetzigen Form wurde 2003 gegründet. Wir befassen uns mit dem Transport, der Lagerung und Verpackung von Kunstgegenständen bereits seit den frühen 90er Jahren. Die Nachfrage von Museen und Kunstsammlern diese hochspezialisierte Leistung im Logistikbereich auszubauen hat uns dazu bewogen das Unternehmen zu gründen und laufend weiter zu entwickeln.
Wie sind Sie auf die Schwerpunkte Kunsttransport sowie Ausstellungsentwicklung- und Verleih gekommen?
PETER ELSÄSSER: Die Kunst-Logistik in Verbindung mit Ausstellungsproduktion und weltweiten Montagen ist ein absolutes Alleinstellungsmerkmal. MuseumsPartner ist weltweit der einzige Anbieter von „schlüsselfertigen“ Wanderausstellungen auf Museumsniveau. Die Entwicklung von Ausstellungen gemeinsam mit Partner Museen ist die logische Weiterentwicklung unserer logistischen Tätigkeit.
Sie agieren äußerst international. Wie haben Sie dieses Netzwerk aufgebaut?
SIEGFRIED BRUGGER: Wir sind Österreichs einziges Mitglied im weltweit agierenden Verbund der führenden Kunstlogistiker, ICEFAT (International Convention of Fine Art and Exhibition Transporters) mit 70 Firmen in 34 Ländern weltweit. Zur Aufnahme in die ICEFAT Vereinigung ist die Erfüllung höchster Qualitäts- und Sicherheitsstandards sowie eine kontinuierlich, erfolgreiche Firmenentwicklung nachzuweisen.
Welche Ausstellungen können Sie mittlerweile Ihr eigen nennen und wo auf der Welt werden diese gezeigt?
PETER ELSÄSSER: Aktuell sind mehrere Wanderausstellungen weltweit unterwegs, VIKINGS in Kooperation mit dem National Museum of Denmark im Royal Alberta Museum, Edmonton/Kanada, ÖTZI der Mann aus dem Eis in Kooperation mit dem Südtiroler Archäologiemuseum, Bozen, im Limburg Museum/NL, EGYPT in Kooperation mit verschiedenen leihgebenden Museen im Cincinnati Museum Center, USA, Stonehenge ist momentan unterwegs vom Gallo Romeins Museum in Belgien zum Union Station Museum in Kansas City/USA, MAYA in Kooperation mit dem Nationalmuseum von Guatemala im Royal British Columbia Museum, Victoria/Kanada, usw. Momentan arbeiten wir an der Realisierung der Originalen Terracotta Krieger Ausstellung aus China.
Welche „großen Namen“ haben Sie schon transportiert?
PETER ELSÄSSER: Alle die Sie sich vorstellen können, aus Diskretionsgründen veröffentlichen wir diese Informationen nicht. Unser Kundenkreis ist sehr prominent und auf der ganzen Welt verteilt, ob „alte Meister“, moderne Kunst oder Installationen, alle Transporte werden durch unser Fachpersonal in Spezialfahrzeugen sicher und diskret durchgeführt.
Wie vielseitig sind die „Kunstwerke“, die Sie transportieren?
SIEGFRIED BRUGGER: Alle Materialien, Größen und viele technischen Anforderungen werden von uns gelöst. In unserer Werkstätte bauen wir Verpackungsmittel auf Maß, Ladebehelfe, Hebeunterstützungen, je nach Anforderung. Ob fragile Kunstwerke wie z.Bsp. Pferde in Originalgröße aus Glas, Gemälde mit Abmessungen von 6,30 Meter x 3,70 Meter, Tonnenschwere Skulpturen, Miniaturen aus Porzellan, Objekte aus Gold und Edelstein, Architekturmodelle, Mumien, wir finden die Lösung zum sicheren Transport.
Was war bisher Ihr persönliches Highlight in Sachen Kunsttransport?
SIEGFRIED BRUGGER: Ein besonderer Transport war sicherlich die Bei-funde von Ötzi, im Konvoi mit Ötzi von Innsbruck nach Bozen, Hubschrauberbegleitung, Spezialeinheiten der Polizei, weltweite Medienpräsenz.
Welche Gefahren gilt es im Vorfeld einzuschätzen? Worauf reagiert Kunst besonders empfindlich?
PETER ELSÄSSER: Wir arbeiten mit Checklisten zur Risikoeinschätzung und Ausschaltung. Kunst reagiert empfindlich auf Stöße, Temperaturschwankungen, Luftfeuchte, Wasser und Licht, generell auf unsachgemäße Handhabung.
Können Sie sich an einen prägnanten Schadenfall erinnern?
PETER ELSÄSSER: Nein, bisher hat es keinen nennenswerten Schaden oder Verlust der uns anvertrauten Kunstgegenstände gegeben.
Worin liegt Ihrer Meinung nach die größte Herausforderung bei einem Kunsttransport?
SIEGFRIED BRUGGER: In der sorgfältigen Planung des Gesamtablaufes. Sehr gut ausgebildete und sensible Mitarbeiter sind ungemein wichtig. Wir haben kaum Mitarbeiter- Fluktuation, einmal MuseumsPartner bedeutet eine langfristige Verbindung. Das technische Know-how ist ebenfalls wesentlich sowie eine jahrzehntelange Erfahrung.
Sind Sie selbst auch Kunstliebhaber? Oder anders gefragt: Muss man eine Leidenschaft für Kunst haben, um in diesem Sektor erfolgreich zu sein?
PETER ELSÄSSER: Oh ja, ich bin zum Beispiel ein Großer Liebhaber der Mark Rothko Arbeiten, werde mir die aktuell im Kunsthistorischen Museum Wien laufende Ausstellung sicher ansehen. Ich schätze auch die Arbeiten des Tiroler Konzept- und Medienkünstlers Thomas Feuerstein sehr, sowie die Fotografien des Südtirolers Walter Niedermayr. Sie finden mich aber auch als Stammgast in Archäologischen und Naturhistorischen Museen weltweit.