Möchte man hochwertige Kunst genießen geht man ins Museum oder in eine Galerie – Zürich bietet ausreichend davon. Die Stadt genießt im Bereich der Bildenden Kunst international einen guten Ruf, sie verfügt über anerkannte Museen und Kunsthallen, deren Profile sich ergänzen. Die hohe Galeriendichte, die Vertretung der führenden Auktionshäuser, die institutionellen und privaten Kunstsammler*innen prägen die Lebendigkeit der Zürcher Kunstszene. Und dann haben wir da noch etwas entdeckt, das nicht jede Stadt zu bieten hat. Mal keine Lust auf den klassischen Museumsbesuch, aber Bock auf Kunst? Dann ist dieses Reiseziel genau das Richtige.
Mit der urigen Dolderbahn fahren wir hoch ins Dolder-Erholungsgebiet und checken im gleichnamigen Hotel ein. Private Kunstsammler*innen horten ihre Kunstwerke häufig in teuren Depots, weil im eigenen Haus einfach nicht ausreichend Platz dafür vorhanden ist. Manche entscheiden sich die Sammlung öffentlich zugänglich zu machen und bauen ein Museum und wieder andere stellen ihre Kunst einfach im eigenen Hotel aus. So auch Urs Schwarzenbach, der in seiner Sammlung alles vereint was Rang und Namen hat von Andy Warhol bis Salvador Dalí.
Das Dolder Grand bietet seinen Gästen ein Kunst iPad an, das sie durch die ausgestellten Kunstwerke im Hotel führt.
Nicht jede Hotellobby bietet bei Kaffee und Kuchen oder Geschäftsbesprechungen den Blick auf ein derart exklusives Kunstwerk wie Andy Warhols «Big Retrospective Painting». Es ist nicht das Einzige, das Gäste bei ihrem Besuch im Dolder Grand entdecken können. Das Zürcher Luxushotel beeindruckt seit der Renovierung und dem Umbau von Foster and Partners durch eine hochstehende Architektur und ein fein abgestimmtes Interior Design der britischen Innenarchitekten United Designers. Inzwischen lassen hier über 100 Exponate die Herzen der Kunstliebhaber höher schlagen. Es ist wie eine große Galerie, eben nur schöner und wohliger.
Die meisten Kunstwerke befinden sich in den öffentlichen Räumen. Einige sind Hausgästen auf den einzelnen Stockwerken zu den Zimmern vorbehalten. Salvador Dalís «Femmes métamorphosées – Les sept arts» empfängt einem beim Eingang zum Restaurant. Auf dem Gang zum Spa ist unverkennbar «Le Monde» von Niki de Saint Phalle und Jean Tinguely zu entdecken. Und mit einem Augenzwinkern ist wohl Fernando Boteros opulente «Woman with fruit» auf der Spa-Terrasse zu verstehen. Joan Miró, Zaha Hadid, Damien Hirst, Keith Haring, Anselm Kiefer, Takashi Murakami… die Liste der großen Namen ist lang. Sogar ein Bild von Silvester Stallone haben wir entdeckt.
Das iPad mit der speziell konzipierten Applikation beinhaltet Informationen zu 124 Kunstwerken von 90 Künstlern. Der Nutzer des iPads kann die Liste nach Werken oder Räumlichkeiten sortieren, erfährt mehr über den Künstler und kann sich zum Raumplan verlinken, auf dem die Position der Werke ersichtlich ist. Somit ist auch der Teil der Kunstvermittlung abgedeckt und jedem Nutzer ist es selbst überlassen wie intensiv die Auseinandersetzung mit der Materie wird.
Das I‑Pad holen wir uns an der Rezeption, wo uns Duane Hanson’s Traveler in einer Ecke liegend im ersten Moment einen Schrecken einjagt. Die Mitarbeiter scheinen geübt darin zu sein und reagieren prompt: „Bitte nicht erschrecken, das ist Kunst. Diese Skulptur ist Teil der Sammlung des Hotels. Wenn Sie sich für die Kunst im Haus interessieren, stehen wir Ihnen sehr gerne zur Verfügung.“
Anstatt der digitalen Führung haben wir uns dann doch für die persönliche entschieden und uns ganz und gar auf dieses andere Kunsterlebnis eingelassen. Früher gehörte es zum guten Stil, heute ist es eher selten geworden, dass man in „Grand Hotels“ auf hochwertige originale Kunst trifft. Umso nachhaltiger hat uns diese „Oase“ in Zürich beeindruckt!