Auf Wunsch des Künstlers Arnaldo Pomodoro entstand ein Kunstbuch von Kindern für Kinder mit dem Titel „Im Inneren des Labyrinths“. Bereits im Jahr 2007 hat die „Fondazione Arnaldo Pomodoro“ eine didaktische Abteilung eingerichtet, mit dem Ziel, einem immer breiteren Publikum die Dynamik der zeitgenössischen Kunst unter dem Gesichtspunkt des Schaffens, der Entfaltung und der Erfahrung des Kunstwerks näher zu bringen. Nach über 10 Jahren des Experimentierens auf dem Gebiet der Bildung sucht die Stiftung stetig nach neuen Wegen, die Öffentlichkeit einzubeziehen, wobei den Schulen und damit den Kindern besondere Aufmerksamkeit geschenkt wird. So entstand explore:art: die Begegnung zwischen zeitgenössischer Kunst und Schule, um den Schüler*innen und Lehrer*innen neue Wege aufzuzeigen, wie Kunst und Kunstwerke erlebbar gemacht werden können. Geeignet sind dafür vor allem informelle Umgebungen, wie das Atelier des Künstlers, der Innenraum des Labyrinths von Arnaldo Pomodoro, aber auch das Klassenzimmer, das vorübergehend in echte Kunstwerkstätten verwandelt wird. Im Rahmen dieses didaktischen Programms ergab sich durch eine Kofinanzierung der Cariplo-Stiftung das Pilotprojekt mit dem Namen „Im Inneren des Labyrinths“, an dessen Entwicklung etwa hundert Kinder beteiligt waren. „Wir wollten ein alternatives Modell zur gewöhnlichen „frontal-akademischen“ Führung erproben, das es ermöglicht, die Welt der Schule mit den Methoden der persönlichen und kollektiven Interpretation in direktem Kontakt mit den Kunstwerken zu verbinden und die Kreativität und Zusammenarbeit durch die Stimulation der Sinne und den Einsatz technologischer Mittel zu fördern“, erklärt uns PAOLA BOCCALETTI, die didaktische Verantwortliche der „Fondazione Arnaldo Pomodoro“.
Der Kurator FEDERICO GIANI zeigt sich im Gespräch mit uns äußerst begeistert über die Erarbeitungsphase mit den Schulklassen: „Alles begann mit einem spontanen Besuch im Labyrinth von Arnaldo Pomodoro, und anstatt zu erklären, was es hier zu sehen gibt, haben wir den Schüler*innen Fragen gestellt, die sie beantworteten, ohne vorbereitet zu sein. „Was hast du gesehen? Wie sah es aus?“ Wir fragten, wer Arnaldo Pomodoro sei, ohne ihn vorher zu beschreiben, und baten die Kinder, ihn sich vorzustellen. Ich denke, dies sind grundlegende Übungen für Kinder. Das Unglaubliche ist, dass die Antworten richtig waren. Das zeigt, dass Künstler und Kinder viele Gemeinsamkeiten haben und dass eigentlich wir Erwachsene lernen müssen uns der Kunst frei zu nähern.“
Auch das Atelier des Künstlers durften die Kinder besuchen und zwar ausgerüstet mit Zeichnungen und Beschreibungen von Arnaldo Pomodoro, die im Vorfeld angefertigt wurden. Während des Treffens stellten die Kinder Fragen und lauschten gespannt den Tipps des Künstlers. Carlotta Montebello, die Generalsekretärin der „Fondazione Arnaldo Pomodoro“, die diese Atelierbesuche begleitet hat, war beeindruckt und erzählt: „Am nächsten Tag schickten uns die Schüler*innen neue Zeichnungen, und wir stellten fest, dass „der Künstler“, der zuvor etwas Abstraktes war, nach dieser Begegnung zu einer realen Person mit Leidenschaften und Interessen jenseits der Kunst geworden ist. Er stand den Kindern dadurch näher, eher vergleichbar mit dem Leben eines realen Menschen als mit dem eines Rockstars.“
Entstanden ist am Ende der Workshop-Serie ein sensorisches Buch, das Aktivitäten vorschlägt, die einen Weg zur Entdeckung des Labyrinths von Arnaldo Pomodoro nachzeichnen: eine andere Art, Kinder mit zeitgenössischer Kunst vertraut zu machen. Durch Karten zum Aufspüren, Oberflächen zum Erfassen, Materialien und Klänge zum Zuordnen und Alphabete zum Erfinden, kommen Kinder mit dem Kunstwerk und seinen Bedeutungen in Berührung und können es anhand der enthaltenen Hinweise aus ihrer eigenen
Sicht neu erarbeiten.
Seiten aus dem fertigen Buch „Il Labirinto di Arnaldo Pomodoro“.