Petar Pismestrovic

Wenn ich zeichne, genieße ich jede Linie

Der poli­ti­sche Kari­ka­tu­rist beit­zt Humor, eine aus­ge­präg­te künst­le­ri­sche Bega­bung und eine umfas­sen­de jour­na­lis­ti­sche Kom­pe­tenz. Er ist Part­ner eines kom­mu­ni­ka­ti­ven Dia­logs, in dess­sen Ver­lauf er – wie Wer­ner Hof­mann meint – vor allem die Rol­le „des Fra­gen­den, des Behaup­ten­den und das Pro­vo­zie­ren­den“ ein­nimmt. Petar Pis­mestro­vic ver­fügt über all die­se Fähig­kei­ten, die einen poli­ti­schen Kari­ka­tu­ris­ten aus­zeich­nen und steht als Bild­sa­ti­ri­ker in der Tra­di­ti­on einer 400jährigen Eintwicklungsgeschichte.

Der Begriff Kari­ka­tur, abge­lei­tet vom ita­lie­ni­schen Verb „cari­ca­re“ (bela­den, über­trei­ben), ist seit dem spä­ten 16. Jahr­hun­dert als künst­le­ri­scher Gat­tungs­be­griff bekannt. Die ers­ten Kari­ka­tu­ren waren Por­trät­ka­ri­ka­tu­ren und ent­stan­den im Umkreis der Brü­der Car­rac­ci in Bolo­gna. Als Novi­tät und artis­ti­sches Kurio­sum ver­brei­te­te sich die Kari­ka­tur all­mäh­lich in West­eu­ro­pa. Die poli­ti­sche Kari­ka­tur ent­stand in der zwei­ten Hälf­te des 18. Jahr­hun­derts in Eng­land. Zu die­sem Zeit­punkt begann sich die Kari­ka­tur ihrer gesell­schaft­li­chen Funk­ti­on und Ver­pflich­tung zuneh­mend bewusst zu wer­den und wur­de in der Fol­ge zu einem hoch­wirk­sa­men Medi­um der Kri­tik und öffent­li­chen Mei­nungs­bil­dung. Die Ent­wick­lung der poli­ti­schen Kari­ka­tur stand in engem Zusam­men­hang mit der Pres­se- und Mei­nungs­frei­heit und der Mög­lich­keit der Ver­viel­fäl­ti­gung. Die Kari­ka­tur ist auch heu­te noch unver­zicht­ba­rer Bestand­teil einer umfas­sen­den poli­ti­schen Bericht­erstat­tung, die es nach wie vor schafft, Dis­kur­se in Gang zu brin­gen und die Aus­ein­an­der­set­zung mit gesell­schaft­li­chen The­men zu fördern.

Por­trait Petar Pis­mestro­vic in sei­nem Atelier

Jede Kari­ka­tur stellt für ihn eine neue Her­aus­for­de­rung dar, der er sich mit gan­zer Lei­den­schaft widmet. 

Petar Pis­mestro­vic ist ein Kari­ka­tu­rist, der um die Mög­lich­kei­ten der Kari­ka­tur weiß und es bes­tens ver­steht, das Medi­um Bild­sa­ti­re für sei­ne Zwe­cke zu nut­zen. Kari­ka­tu­rist zu sein, ist für ihn nicht nur Beruf, son­dern Beru­fung. Gebo­ren in Srems­ka Mit­ro­vica (Jugo­sla­wi­en), begann er ab 1970, nach dem Stu­di­um der Poli­tik­wis­sen­schaf­ten in Zagreb, als Kari­ka­tu­rist zu arbei­ten. Im Jahr 1991 ver­ließ er im Zuge des Bür­ger­krie­ges mit sei­ner Fami­lie Kroa­ti­en und lebt seit­her in Öster­reich, wo er seit 1992 für die Klei­ne Zei­tung arbei­tet. Sei­ne Kari­ka­tu­ren erschie­nen unter ande­rem in der New York Times und der Inter­na­tio­nal Herald Tri­bu­ne, sei­ne Arbei­ten wer­den im Rah­men von Aus­stel­lun­gen prä­sen­tiert, und er erhielt zahl­rei­che Prei­se und Aus­zeich­nun­gen. „Kari­ka­tu­ris­ten sind immer in Oppo­si­ti­on“, sagt Pis­mestro­vic in einem Inter­view und betont damit die Außen­sei­ter­po­si­ti­on des Kari­ka­tu­ris­ten, der in der Rol­le des Voy­eurs die poli­ti­schen und gesell­schaft­li­chen Ent­wick­lun­gen kom­men­tiert. Distanz schafft für Pis­mestro­vic Objek­ti­vi­tät, was bei ihm eine emo­tio­na­le Anteil­nah­me am poli­ti­schen Gesche­hen jedoch kei­nes­wegs aus­schließt. Wenn F.W. Bern­stein die Kari­ka­tur als eine Zusam­men­set­zung aus Gra­fik, Kri­tik und Komik beschreibt, so müss­te man für Petar Pis­mestro­vic als wei­te­re Kate­go­rie noch die Lei­den­schaft hin­zu­fü­gen. Tag­täg­lich das poli­ti­sche Gesche­hen zu kom­men­tie­ren, erfor­dert eini­ges an Aus­dau­er und Rou­ti­ne. Jede Kari­ka­tur stellt für ihn eine neue Her­aus­for­de­rung dar, der er sich mit gan­zer Lei­den­schaft widmet.

Die Tusche­zeich­nun­gen von Petar Pis­mestro­vic sind „edi­to­ri­al car­toons“ im bes­ten Sinn des Wor­tes. Es sind poin­tier­te Kom­men­ta­re, die kom­ple­xe Sach­ver­hal­te in gro­ßer for­ma­ler Band­brei­te auf den Punkt brin­gen. In sei­nen far­bi­gen Por­trait­ka­ri­ka­tu­ren ist ihm die Ähn­lich­keit ledig­lich Mit­tel zum Zweck. Durch die geziel­te Ver­frem­dung gelingt es ihm, mit hin­ter­grün­di­gem Humor die Cha­rak­ter­ei­gen­schaf­ten und Schwä­chen von Per­sön­lich­kei­ten aus Poli­tik und Gesell­schaft darzustellen.

Die Basis sei­ner Arbeit bil­den sein aus­ge­präg­tes Inter­es­se am inter­na­tio­na­len poli­ti­schen Gesche­hen sowie sei­ne Fähig­keit zur Ana­ly­se. Der Humor bzw. die Bild­sa­ti­re bie­tet ihm den idea­len jour­na­lis­ti­schen Frei­raum, den er für sei­ne Aus­sa­gen benö­tigt. Die for­ma­le Umset­zung in Zeich­nung und Male­rei berei­tet ihm gro­ßes Ver­gnü­gen. „Wenn ich zeich­ne, genie­ße ich jede Linie“, sagt Pis­mestro­vic, und man glaubt es ihm aufs Wort. Sei­ne Kari­ka­tu­ren machen Zusam­men­hän­ge sicht­bar, zei­gen Miss­stän­de auf und wer­den so zu einem wich­ti­gen Instru­men­ta­ri­um der Kri­tik und der Mei­nungs­bil­dung. Kri­tisch hin­ter­fragt er auch immer wie­der die Rol­le des Kari­ka­tu­ris­ten und somit sei­ne eige­ne Tätig­keit. Pis­mestro­vic hat mit sei­nem aus­ge­präg­ten Inter­es­se für die Poli­tik in der Kari­ka­tur das idea­le Medi­um des Aus­drucks gefun­den. Er zählt ohne Zwei­fel zu den bedeu­tends­ten poli­ti­schen Kari­ka­tu­ris­ten Österreichs.

https://www.facebook.com/Pismestrovic/

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geschrieben von

Studium der Kunstgeschichte und Theologie in Salzburg, Graz und Wien / Hochschulassistentin am Institut für Kunst und Kirchenbau an der Katholisch-Theologischen Hochschule Linz (1993-1995) / Kunst- und Kulturvermittlerin / Direktorin des Karikaturmuseum Krems (2006-2011) / Ausstellungkuratorin / Wissenschaftliche Mitarbeiterin am Zentrum für Museale Sammlungswissenschaften an der Donau-Universität Krems (seit 2014).

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