In Form gegossene Inspiration. Jos Pirkner bereichert die Kunstwelt um eine ganze Dimension.
Jos Pirkner beeindruckt nicht alleine durch seine einzigartige Kunst, sondern genauso als Mensch, der ehrlich über seine Gefühle spricht und seinem bisherigen Erfolg mit überzeugter Bescheidenheit begegnet. Er erzählt seine Geschichte mit einer quirligen Leichtigkeit und beschreibt mit viel Gespür seinen ganz persönlichen Zugang zur Kunst. Die Energie und Kraft eines Bullen mag stark sein – Jos Pirkners Gegenwart noch stärker. Geprägt von seiner Willenskraft, seiner treffenden Gestik, seiner emotionsgeladenen Mimik, seiner lebensbejahenden und geradlinigen Einstellung begeistert er sein Gegenüber. Jos Pirkner und seine Skulpturen zeigen deutlich, wie aus einer ersten spontanen Idee eine große Botschaft entstehen kann. Inspiration wird durch Pirkners Schaffenskraft regelrecht in eine beseelte Form gegossen und bereichert unser Dasein um eine ganze Dimension.
1927 in Osttirol geboren, hat Jos Pirkner, unterstützt von seinen Eltern, das künstlerische Handwerk von der Pike auf gelernt. Nach der Ausbildung zum Bildhauer an der Meisterschule für angewandte Kunst in Graz geht er nach Utrecht, um in der „Edelsmidse Brom“ als selbständiger Gold- und Silberbildhauer zu arbeiten. Dort lernt er Joke (Johanna) kennen, die große Liebe seines Lebens und seine Muse. Mit seinen Plastiken in Silber, Bronze oder Glas hat Pirkner rasch Erfolg. Internationale Bekanntheit erreicht er durch die architektonische Gestaltung des Red Bull Headquarters in Fuschl. 14 riesige Bullen, Europas größte Bronzeskulptur.
Im Interview
Wir haben Jos Pirkner anlässlich seines 88. Geburtstags zu einem Gespräch in seinem Wohnzimmer getroffen. Ganz spontan hat er uns erlaubt dieses energiegeladene Interview, in dem er berufliche und persönliche Höhepunkte Revue passieren lässt und Einsicht in seine Zukunftspläne gibt, mit unserer Leserschaft ungekürzt und unzensiert zu teilen.
Der Lebensweg als Künstler ist in der Gesellschaft ein besonderer. Wann wurde Ihnen bewusst, dass Sie diesen Weg gehen werden? Standen für den jungen Josef Pirkner überhaupt Alternativen im Raum?
Ich wurde von zuhause aus sehr unterstützt. Bereits in der Schule habe ich unheimlich gerne gezeichnet und eigentlich wollte ich Maler werden. Meine Eltern haben immer gesagt: „Du Pepi“ – zuhause nannte man mich so – „wenn du das machen willst, dann mach das“. Und damals in den Kriegsjahren und auch danach musste alles bezahlt werden – ja, das war eine andere Zeit. Einen anderen Beruf gab es für mich nicht, ich wollte nur malen. Schon während des Besuchs der Hauptschule habe ich im Papiergeschäft von Lienz meine Bilder verkauft. In Klagenfurt, wo ich meine Ausbildung begonnen habe, gab es keine Klasse für Malerei, weil sich zu wenige angemeldet haben und so kam ich zur Bildhauerei. Da war dann Prof. Rudolf Reinhart, der hat mich zur Metallplastik gebracht. Als 1943 die Kunstschule in Klagenfurt geschlossen wurde, zog man mich in den Volkssturm ein. Davon zurückgekehrt hat mich Prof. Reinhart kontaktiert, da er eine Privatschule in Salzburg eröffnet hat. Meine Eltern wollten aber, dass ich eine noch allgemeinere Ausbildung mache, weshalb ich mich dann für den Besuch der Angewandten in Graz entschloss. Da habe ich gleich die zweite Klasse besucht und von dort aus bin ich dann auch nach Holland. Vom Direktor in Graz wurde ich erst kürzlich eingeladen einmal die Schule zu besuchen und mir vor Ort ein Bild von der jetzigen Goldschmiede zu machen. Mein Sohn, der Gidi, hat im Übrigen auch die Ausbildung zum Goldschmied gemacht und er war ein wunderbarer Goldschmied. Wie er dann aber Aufträge für Kunden gemacht hat kamen immer so Äußerungen wie „da wird wohl der Papa mitgeholfen haben“, immer der Papa, das ärgert einen jungen Mann, der sich selbst etwas aufbauen will. Er hat mittlerweile ein eigenes Eventunternehmen und macht das hervorragend.
Erich Marx, der Kurator Ihrer Ausstellung im Schloss Bruck beschreibt Sie als einen „echten Tiroler“. Was verstehen Sie darunter?
Naja, ich bin ein stolzer Tiroler, das ist so. Wir Osttiroler sind ja die Tiroler von den Tirolern! Ich war lange im Ausland, aber ich war immer mit meiner Heimat Tirol verbunden.
Bildhauer zu sein, bedeutet neben der künstlerischen Gabe viele andere Fähigkeiten zu vereinen: Materialkenntnisse, handwerkliches Könnenräumliche Vorstellungskraft und nicht zuletzt auch extremen physischen Einsatz. Wie haben Sie sich all dieses angeeignet?
Ja, durch die Bildhauerklasse bin ich zur plastischen Formgebung gekommen, vor allem auch in Hinblick auf die Statik und Anatomie. Im Vordergrund stand für mich immer der Raum – als Bildhauer ist es für mich von höchster Priorität mich mit dem Raum auseinanderzusetzen. Bei jeder Ausstellung erkläre ich, was eine Skulptur bedeutet, welches Gespür man dazu benötigt. Ich suche immer die vierte Dimension der Bewegung. Meine Skulpturen sind nicht an einen Sockel gebunden, sondern sie bewegen sich im Raum. Aber um nochmals auf das Material einzugehen: Jedes Material verlangt nach eigener Bearbeitung und da bin ich sehr akkurat. Es gibt heute nämlich Bildhauer, die sägen mit einer Motorsäge etwas aus und lassen die Holzskulptur dann in Bronze gießen. Fachlich ist das aber nicht vertretbar. Auch Stein ist hier nicht geeignet. Das ist nicht gerecht, das passt mir nicht. Ich baue meine Skulptur mit der Modelliermasse aus Lehm von innen nach außen auf, während bei einer Holz- oder Steinform von außen nach innen Material weggehackt wird. In der Bronze suche ich immer das Modell, keine große Bronzeskulptur ist jemals aus Holz oder Stein entstanden.
Meine Art zu modellieren ist sehr intensiv, da ich viel auftrage und die Masse dann richtig bearbeite, um zu meiner Form zu kommen. Der Giacometti beispielweise hat aufgetragen, weniger modelliert, aber sparsam aufgetragen, also auch von innen nach außen.
Der Stier und das Pferd sind in der Bildhauerei seit jeher beliebte Motive, um Energie und Kraft auszudrücken. Was fasziniert Sie persönlich an diesen Wesen?
In Holland hatte ich mein Atelier auf einem Bauernhof und da war auch ein Pferdestall dabei. Dieser Bezug zu den Pferden ist für mich dort so richtig entstanden und war von da an stets präsent. Ein Pferd ist einfach etwas edles, kräftiges, sauberes, es ist ein gewaltiges Wesen. Das Pferd in allen Variationen war für mich stets ein Thema. Stiere habe ich schon früher in Eisen gemacht, eigentlich waren es eher Bisons, da habe ich im Ausdruck übertrieben. Der Stier war immer wichtig auch durch die mythologische Gestalt Europa, also Europa und der Stier.
Erlauben Sie uns an dieser Stelle einen kurzen Exkurs: Sie greifen immerwieder Themen aus der griechischen Mythologie auf und projizieren diese auf die heutige Zeit. Mit welchem Mythos bzw. welcher Figur ließe sich Ihrer Meinung nach die aktuelle Situation in Europa am ehesten darstellen?
Europa wurde in der Mythologie ja über das Meer gerettet, von einem Stier, der sich anschließend in Zeus zurückgewandelt hat. Aktuell würde ich die Figur des Ikarus verwenden, um Europa zu beschreiben. Wir haben heute in der Forschung und Politik viele „Ikaruse“. Und so wie Dädalus zu ihm gesagt hat „Pass auf, flieg nicht zu weit!“, so müsste man es heute auch zu Forschern und Politikern sagen. Mehr wollen, höher wollen, das ist ein Ausdruck der heutigen Zeit. Ikarus war ja gefangen im Labyrinth und Dädalus war Architekt und hat ihm Flügel gebaut, um dem Labyrinth zu entfliehen. Er kam dann der Sonne zu nahe, so dass das Wachs an dem die Federn befestigt waren schmolz. Es lässt sich sehr wohl in die heutige Zeit projizieren, denn das heutige Europa will auch alles haben – was hat Europa eigentlich mit den Balkanländern zu tun? Das kann nicht gut gehen, ich kann nicht ganze Völker integrieren, denn ihre Kultur werden diese Völker weiter pflegen und so entstehen wieder Staaten innerhalb von Staaten. Es ist schon unheimlich, das wird irgendwann krachen.
Kommen wir wieder zurück zu Ihren Skulpturen: Anatomie ist für Sie zweitrangig, weil Sie als Künstler vor allem Bewegung und Emotionenvermitteln möchten. Ist dieser Prozess des Spürens und Hineinfühlens in ein Wesen psychisch nicht unheimlich fordernd?
Ich habe früher sehr viel Sport gemacht und meine Frau war ja Balletttänzerin, weshalb ich die Darstellung der Bewegung immer gut im Griff hatte. Spannend wird es dann mit der anatomischen Verzerrung – sie ist für mich deshalb wichtig, weil sie die Bewegung noch akzentuiert, also intensiviert. Es ist meine Sprache, mein Ausdruck. Die Themen, mit denen ich mich befasse, berühren mich, die raumgreifende Form entsteht dann aus dieser Berührung heraus.
Ihr Projekt für das Red Bull Headquarter in Fuschl am See hat sich über mehrere Jahre gezogen, in denen Ihre Schaffenskraft unerschöpflichwar. Welche Triebfeder war hier ausschlaggebend, um dieses Projekt konsequent durchzuziehen??
Mir war bewusst, dass es ein riesiges Projekt ist und eine Herausforderung, der ich mich gestellt habe. Von der Dimension der Skulpturen her war dieses Projekt wirklich außergewöhnlich und wäre auch nicht vielen Bildhauern zu Gesichte gestanden. Vielleicht habe ich hier ja auch einen Komplex (lacht). Ich bin klein, also je größer meine Werke, desto lieber. Zuerst musste ein Atelier her. Die Proportion hinzubekommen war schon gewaltig, aber dafür habe ich immer alles von oben betrachtet. Am Anfang waren es 12, dann 14 und hätte ich nicht aufgehört wären es wahrscheinlich 18 Bullen geworden (lacht). Irgendwann musste ich dann aufhören. Ich habe es so gemacht, wie ich es machen musste. Jede Bewegung der Bullen war anders, jedoch musste das Gesamtkonzept passen. Ich habe wirklich jeden Tag daran gearbeitet, so groß mit Lehm zu modellieren, das war eine wilde Arbeit. Es gab keine Zeit für etwas anderes. Aber etwas ist entstanden, denn im Grunde habe ich zehn Jahre lang nichts in eigener Sache gemacht und es hat sich in diesen zehn Jahren einiges verändert. Was, das wird sich erst herausstellen, wenn ich jetzt nach dieser Pause wieder beginne zu modellieren, das wird ein neuer Abschnitt.
Die Arbeit wird eine Fortsetzung sein, aber eine veränderte, weil zehn Jahre dazwischen liegen. Auf diese Fortsetzung freue ich mich heute schon! Da habe ich schon Themen und Intentionen – ganz spontane Sachen, die es in sich haben, das spüre ich.
Gut, dass Sie das ansprechen: Die „Inspiration“ ist das Thema dieser Ausgabe. Was ist für Sie Inspiration, wo finden Sie diese oder ist sie bei Künstlern generell omnipräsent?
Das wundert mich auch oft selbst woher das kommt, ich habe ja ganz viele Ideen und man denkt und denkt darüber nach. Eigentlich ist DIE gute Idee ein Bruchteil von einer Sekunde und das ist die Idee, von der du nicht abweichen kannst. Da kommen andere dazu, aber es bleibt immer bei der ersten. Das ist DIE Idee, ein Bruchteil, das kommt spontan.
Sie sprechen von einer bzw. der Idee als Inspiration. In der Literatur wird in Zusammenhang mit Inspiration auch manchmal „die Eingebung des Göttlichen“ erwähnt. Glauben Sie an Gott?
Ja, ich glaube an Gott, ich bin ein gläubiger Mensch. Dennoch kommt in mir schon auch manchmal ein großes Fragezeichen auf, beispielsweise wenn man sich mein Familiengrab ansieht, das drückt den Unglauben durch die Trauer aus und zugleich die Auferstehung durch die Freude und da sitzt einer als Zweifler und das bin ich. Ich zweifle ein bisschen und frage mich oft, was wirklich danach kommt. Aber meine Frau Joke und ich waren da immer einer Meinung: Gehe raus in die Natur und du siehst Gott, das ist Gottes Schöpfung, das ist unser Gott.
Danke für diese sehr persönlichen Worte. Der bekannte und ebenso gefürchtete Kunstkritiker Vittorio Sgarbi hat Sie besucht und Ihre Werke als eine einmalige Verschmelzung vonnaturalistischen, spirituellen und symbolischen Werten gelobt – wie wichtig sind für Sie Kunstkritiker und deren Meinung?
Ich mag den Sgarbi und er mich auch, denn er war ja da und ihm hat meine Arbeit sehr gut gefallen. Ja sicher tut mir das gut. Mich freut es, wenn er mich nicht ganz abhakt (lacht) aber orientieren kann ich mich daran nicht. Ein anderer sagt nämlich vielleicht das Gegenteil. Was an meiner Arbeit nicht gut ist, sagt mir erfahrungsgemäß sowieso keiner ins Gesicht.
Gibt es Künstler Ihrer Generation, die Sie in irgendeiner Form beeinflusst haben?
Nein, das habe ich immer abgewehrt. Zum Beispiel haben sich viele Bildhauer von Henry Moore beeinflussen lassen, aber ich bin immer ich geblieben. Lieber bin ich drittranging ich als ein erstrangiger Kopierer. Ich bin ich und das bleibe ich und das freut mich und das ist ehrlich, das Schönste, was man tun kann.
Wie nehmen Sie die Entwicklung der zeitgenössischen Kunst wahr und wer bestimmt Ihrer Meinung nach die Regeln am Kunstmarkt?
Das ist fürchterlich, was sich entwickelt und wie sich das entwickelt. Das ist gesteuerte Kunstpolitik, eine faschistoide Kunstpolitik, wie eine Diktatur: Das hat Kunst zu sein! So kann man mit den Leuten nicht umgehen und die Leute entmündigen, denn die stehen dann vor einem Brett mit zwei Nägeln und dann sagen die: „Ich verstehe es zwar nicht, aber das wird schon Kunst sein.“ Anders hätten sie natürlich sagen müssen, dass das eben ein „Schmarrn“ ist. Nachdem die Leute entmündigt sind, kann man Scheisse in Dosen verkaufen. Das ist nur mehr das Geschäft einer Lobby, weniger großer Galerien und Auktionshäuser.
Jetzt kommen auch noch die Namen, also die Marken, dazu: da wird ein Name kreiert, der wird gepusht, in den Museen herumgereicht, die verdienen wahnsinnig viel Geld und dann kommt der nächste. Robert Dornhelm hat auch schon gesagt man soll sich nie am Scharlatanismus und an dem heutigen Kunsthandel orientieren. Da gibt es ja Sammler, die rufen in einer Galerie an, sagen sie möchten zwei Bilder 0,70 x 1m von dem und dem, aber das Bild haben sie vor dem Kauf gar nicht gesehen. Darum gefällt mit, was Marx sagt: „Die heutige Kunst ist die Strafe Gottes für die Reichen.“ Er hat recht, denn wo ist das Verhältnis, wo ist der Proporz, das ist ja nicht mehr normal. Ein tröstender Gedanke ist: Alles kommt einmal an die Reihe und so wird auch meine Kunst einmal an der Reihe sein.
Würden Sie sich selbst irgendwie unter dem Einfluss der Avantgardisten sehen?
Nein, das sind die Künstler von damals, das war dann zum Teil eine entartete Kunst. Wie sie Picasso damals beschumpfen haben und jetzt wird er gefeiert. Das müsst ihr euch merken: Alles, was momentan negativ beschimpft wird ist dann eine oder zwei Generationen später die Kunst schlechthin. Weil es immer Vertreter und Verteidiger gibt. Viele streben den Skandal an, damit sie berühmt werden. Die Avantgarde-Kunst verbinde ich mit der Vergangenheit, das ist jetzt schon vorbei. Ich will mich eigentlich gar nicht vergleichen, ich will ich sein.
Wenn Sie heute auf Ihren bisherigen Weg als Künstler und als Mensch zurückblicken, welche waren die bedeutendsten Meilensteine und gibt es überhaupt irgendetwas, das Sie heute anders machen würden??
Persönlich war die Geburt unseres Sohnes Gidi das prägendste Erlebnis. Joke hatte leider immer wieder Fehlgeburten und dann ist es endlich gelungen. Die Ärzte waren so bemüht, dass das gelingt und so war es dann. Für Joke und für mich war das wunderbar. Als Mensch war für mich die Geburt sehr prägend und deshalb sind wir dann auch zurück nach Tirol. Künstlerisch gesehen war das Gesamtprojekt Fuschl als Gesamtkunstwerk der Architektur, Natur und Kunst ein besonderer Lebensabschnitt. Das Denkmalamt will es jetzt unter Denkmalschutz stellen und das freut mich sehr, denn es ist auch für mich ein Lebenswerk. Natürlich gibt es immer Dinge, die man im Nachhinein anders machen würde, sonst wäre es auch nicht gut, das hat auch mit Entwicklung zu tun und das treibt mich an.
Viele junge Künstler streben danach, erfolgreich zu werden und ihr Talent zum Beruf zu machen, aber der Durchbruch gelingt nur sehrWenigen. Was würden Sie als erfolgreicher und erfahrener Künstler dieser neuen Generation mit auf den Weg geben?
Ja, das kann nur eines sein: Man muss eine eigene Handschrift entwickeln. In jungen Jahren kann man viel experimentieren, bis man das Gespür fürs Material hat. Man soll nur für sich arbeiten, sich nicht voreilig an Galerien binden, die einen zum Lieferanten machen. Man muss warten bis man 40 Jahre alt ist, denn vorher sind zu viele Einflüsse da, von denen man sich erst befreien muss. Als ich zum Beispiel Fuschl geplant habe, habe ich jede Architekturzeitschrift vermieden, denn ich wollte mich nicht beeinflussen lassen. Sucht euren Weg, mit Herz und Gespür! Kunst muss man im Heute machen, im Jetzt erleben, macht das und schaut nicht links und rechts, das macht euch zu Künstlern.
Sie haben vorhin das Thema Marken und Namen angesprochen. In der Fachliteratur heißt es, dass besonders ausschlaggebend für die Beurteilung eines Markencharakters die Assoziationen sind, die die Marke auslöst z. B. innovativ, exklusiv, hochwertig, zuverlässig, kultig, preiswert. Welche Assoziationen würden Sie sich für die Marke „Jos
Pirkner“ wünschen?
Ich bin keine Marke, ich brauche keinen Hut, keine vielen Frauen und auch keine sechs Katzen im Haus. Schön wäre, wenn ich als ein Künstler der Zeit mit einer individuellen formalen Sprache und der Gabe zu deuten wahrgenommen würde. Ich will etwas sagen, eben mit meiner Kunst.
Wir haben den zweiten Guss Ihres vierzehnten Bullen in der Ausstellung auf Schloss Bruck gesehen, mit Ihrer ganz persönlichen Widmung anIhre im Jahr 2010 verstorbene Frau: „Joke, wir haben es geschafft!“ Möchten Sie dazu noch ein persönliches Statement abgeben?
Joke, obwohl sie leider den Abschluss dieses Werkes nicht mehr erleben konnte, war sie für mich immer gegenwärtig. Ihr Beisein, wie sie im Atelier gesessen ist und mir zugesehen hat, wie wenn sie mitmachen würde und ihre ehrliche, gerade und auch mitunter scharfe Kritik habe ich so sehr geschätzt. Sie war für mich einfach präsent und soll auch für die Nachwelt noch präsent sein, denn sie war die Frau an meiner Seite und wenn man mir einmal später ein gutes Wort oder eine Ehre zusprechen wird, dann soll auch Joke damit verbunden sein.