Sphären zwischen Paradies und Apokalypse

Digitalart und Mixed Media von Jaya Suberg

JAYA SUBERGS POETISCHE MONTAGEN VERBINDEN ORNAMENTE AUS UNTERSCHIEDLICHEN WELTEN, ZEITEN UND RÄUMEN MIT UNSEREN LEBENSREALITÄTEN. DER BILDSTOFF, DIE FARBEN – ALLES IST LEBENDIG, FRAGEND, ZERREND. DIE SCHNITTE IN DEN DIGITALEN COLLAGEN SIND UNSICHTBAR – DIE BRÜCHE DES ERZÄHLERISCHEN JEDOCH FÜHREN UNS GERADEZU OBSESSIV VON DEN GESCHEHNISSEN DER AUSSENWELT IN DIE GANZ EIGENE INNERE WELT: UMWELTEINFLÜSSE UND DER WANDEL IN URBANEN LANDSCHAFTEN, VERÄNDERUNGEN VON MENSCHLICHEN KÖRPERN [„WO IST MEIN STROPHANTIN?“], TIEREN [„MERCURY“], MEEREN [„ONCE UPON A TIME THERE WAS A BEAUTIFUL OCEAN“] ODER DER GESELLSCHAFT [„DON’T MONSANTO ME“ + „I ONLY SEE CHEMTRAILS“] WIRKEN IN JAYA SUBERGS ÜBERWIEGEND WEIBLICHE DARSTELLERINNEN HINEIN, UND DORT ENTSTEHT ETWAS GANZ WUNDERSAMES.

Span­nung und Weich­heit machen die sinn­li­che Ästhe­tik der Künst­le­rin aus. Ein­mal ver­spre­chen Tanz und Aben­teu­er [„Koli­bris around me“ + „Road­mo­vie“] und Kon­troll­ver­lust [„It’s not a tan­go“] das Anneh­men der Welt. Ein ande­res Mal wird die Bild­flä­che gestört, ja ent­har­mo­ni­siert. Nicht nur die Schön­heit ist ver­gäng­lich, son­dern unser Leben ist in Gefahr. Und doch immer wie­der Hoff­nung und Heim­kehr, Ankom­men, Erre­gung, Los­las­sen und Visi­on. Es gibt ein Her­aus­kom­men aus der räum­li­chen Bild­tie­fe, aber weit häu­fi­ger emp­fin­den wir Betrach­ter ein erlö­sen­des Hineinsinken.

Jaya Suberg

Fas­zi­nie­rend sind die unend­li­che Krea­ti­vi­tät, die nie nach­las­sen­de Kraft der Mys­tik und die Poe­sie, mit der die Künst­le­rin ihre Arbei­ten collagiert. 

Die Quel­le für ihre unver­wech­sel­ba­re Bild­spra­che, ihren bild­ne­ri­schen Impe­tus sind immer die Fein­hei­ten des mythi­schen Augen­blicks, die Lie­be zum Leben und allem Huma­nen, die Schön­heit in all ihrer Viel­falt – und auch die Anzie­hung einer gewis­sen Schwe­re, Gra­vi­tas, und der Angst. Dies zeigt sich an den Zei­ten­sprün­gen, die sie uns wie Rät­sel mit auf den Weg gibt: Tei­le aus alten Druckerzeug­nis­sen oder hand­schrift­lich anti­quier­ten Auf­zeich­nun­gen, ob von einem deut­schen Medi­zi­ner oder aus einem chi­ne­si­schen Buch der Lie­be, wei­sen uns den Weg in eine von vie­len mög­li­chen Vergangenheiten.

Begeg­net man Jaya Suberg per­sön­lich, wird schnell klar, dass nicht Nost­al­gie ihr Antrieb ist, son­dern eher ein Trau­ern um die frü­he­re, leich­te Ahnungs­lo­sig­keit den gro­ßen Welt­ge­scheh­nis­sen gegen­über. Sie ist ein Kind der Sieb­zi­ger und Acht­zi­ger, erfüllt von Rei­sen und ver­schie­dens­ten Weg­be­glei­tern, Frie­dens­be­we­gun­gen und dem Spi­rit der Mau­er­stadt Ber­lin. Hier­her zog sie 1980 und fing jeden Tag span­nen­de Orte mit ihrer Kame­ra ein. Das ist auch heu­te noch so, und wo immer sie ein auf­re­gen­des Set fin­det, ver­ab­re­det sie sich mit einem Modell oder spricht spon­tan poten­ti­el­le Prot­ago­nis­tin­nen an. Nie­mals foto­gra­fiert Jaya eine Per­son ohne Ein­füh­lung und gegen­sei­ti­ge Sympathie.

Die Nackt­heit der Schö­nen kom­po­niert sie in ihrer digi­tal­Art als distanz­auf­lö­sen­de Mischung, die ver­stärkt wird, wenn sie ihre Foto­gra­fien nach der digi­ta­len Zusam­men­set­zung noch mit Mixed Media – Acryl, ver­schie­de­nen Stif­ten und Col­la­gen­ma­te­ri­al – bear­bei­tet. Jaya Suberg war eine der ers­ten digi­tal­Art-Künst­ler, und ihre Hand­schrift ist noch immer unver­kenn­bar. Jedes Blatt ein Uni­kat, eine ästhe­ti­sche Syn­op­sis diver­ser Kul­tu­ren, ihr per­sön­li­ches Zei­chen in die Welt.

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geschrieben von

lebt in Berlin und ist als Sammlungsexpertin, Kritikerin, Autorin und Moderatorin tätig. Ihr Fokus liegt auf dem von ihr gegründeten Collectors Club Berlin – und damit der Pflege von Sammlungen und deren Sichtbarwerdung. In den Ausstellungen der Kunstgesellschaft und den kreativen Projekten des Netzwerks soll Kunst unabhängig vom ‚Kapitalmarkt‘ gezeigt werden. Junge Kunstströmungen verbinden sich hier mit Positionen aus künstlerischen Nachlässen und – unveräußerbaren – Werken in Sammlungen.

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