Über Menschen, Tiere und den Tod

Im Gespräch mit Carolein Smit

Caro­lein Smit

Die nie­der­län­di­sche Künst­le­rin Caro­lein Smit ist bekannt für ihre figu­ra­ti­ven und teils „rät­sel­haf­ten“ Skulp­tu­ren, die häu­fig Hun­de, Hasen, Rat­ten und Ske­let­te aus Kera­mik dar­stel­len. Sie schafft Cha­rak­te­re inspi­riert von Thme­nen aus der klas­si­schen Mytho­lo­gie wie Gier, Macht und Ohn­macht, Ver­gäng­lich­keit und Tod.

Dabei spie­len Emo­tio­nen eine wesent­li­che Rol­le. Drei von Smits Wer­ken befin­den sich in der Samm­lung des Vic­to­ria und Albert Muse­um in Lon­don, dem welt­gröss­ten Muse­um für deko­ra­ti­ve Künste.

Wir tra­fen Caro­lein Smit zu einem Gespräch, um mehr über sie und ihre cha­rak­ter­star­ken und ein­gen­wil­li­gen skulp­tu­ra­len Wer­ke in Erfah­rung zu bringen.

Wie wür­den Sie Ihr Kunst­schaf­fen beschreiben?

Es ist wahr­schein­lich auch auf­grund der fili­gra­nen Mate­ria­li­en eine beson­de­re Aus­drucks­form. Ich kann aus Ton alles for­men, was ich will – es gibt kei­ne Gren­zen. Natür­lich muss ich dabei dar­auf ach­ten, dass die Arbei­ten noch pro­blem­los zu heben sind: Oft den­ke ich nicht dar­an, und wenn die Stü­cke aus­ge­stellt wer­den sol­len und nicht von mir per­sön­lich trans­por­tiert wer­den, kann das pro­ble­ma­tisch sein. Ich baue daher in der Regel in mei­ne Skulp­tu­ren weni­ger emp­find­li­che Tei­le ein, an denen die Figu­ren ange­ho­ben wer­den kön­nen. Die Fein­heit des Mate­ri­als lässt die Arbei­ten ver­wund­bar erschei­nen und sorgt nicht sel­ten für erstaun­te Bli­cke unter den Betrach­tern. Das Haar im Fell eines Affen oder Blü­ten sind prä­zi­se und sorg­fäl­tig aus­ge­ar­bei­tet, und ich mag es, wenn sie rich­tig kom­plex und real aus­se­hen. Die Far­ben mei­ner Lasu­ren kön­nen die Illu­si­on eines Werks per­fekt ergän­zen. Die ein­ge­setz­ten Mate­ria­li­en zie­hen die Betrach­ter an, man muss gera­de­zu hin­se­hen. Mit gefällt die­se Eigen­schaft, und ich ver­su­che, die Tech­nik so gut anzu­wen­den, wie ich nur kann.

Wie wür­den Sie Ihr Kunst­schaf­fen beschreiben?

Es ist wahr­schein­lich auch auf­grund der fili­gra­nen Mate­ria­li­en eine beson­de­re Aus­drucks­form. Ich kann aus Ton alles for­men, was ich will – es gibt kei­ne Gren­zen. Natür­lich muss ich dabei dar­auf ach­ten, dass die Arbei­ten noch pro­blem­los zu heben sind: Oft den­ke ich nicht dar­an, und wenn die Stü­cke aus­ge­stellt wer­den sol­len und nicht von mir per­sön­lich trans­por­tiert wer­den, kann das pro­ble­ma­tisch sein. Ich baue daher in der Regel in mei­ne Skulp­tu­ren weni­ger emp­find­li­che Tei­le ein, an denen die Figu­ren ange­ho­ben wer­den kön­nen. Die Fein­heit des Mate­ri­als lässt die Arbei­ten ver­wund­bar erschei­nen und sorgt nicht sel­ten für erstaun­te Bli­cke unter den Betrach­tern. Das Haar im Fell eines Affen oder Blü­ten sind prä­zi­se und sorg­fäl­tig aus­ge­ar­bei­tet, und ich mag es, wenn sie rich­tig kom­plex und real aus­se­hen. Die Far­ben mei­ner Lasu­ren kön­nen die Illu­si­on eines Werks per­fekt ergän­zen. Die ein­ge­setz­ten Mate­ria­li­en zie­hen die Betrach­ter an, man muss gera­de­zu hin­se­hen. Mit gefällt die­se Eigen­schaft, und ich ver­su­che, die Tech­nik so gut anzu­wen­den, wie ich nur kann.

Wie kann man sich den Ver­lauf von der ers­ten Idee bis zur f e r t i g e n S k u lpt u r vorstellen?

Die­se Fra­ge ist alles ande­re als leicht zu beant­wor­ten – wenn ich eine Idee habe, sehe ich nicht das fer­ti­ge Stück vor mir. Ich fer­ti­ge kei­ne Skiz­zen an, da ich nicht die­sel­be Arbeit zwei­mal machen will. Meis­tens beginnt alles mit einer vagen Vor­stel­lung, und nicht sel­ten bin ich selbst über­rascht dar­über, was im Lau­fe der Arbeit ent­steht. Ich kann eine Skulp­tur völ­lig ver­än­dern, indem ich Ton abneh­me oder dazu­ge­be. Wäh­rend der Arbeit habe ich ab und zu bril­lan­te Ideen für die nächs­ten Schrit­te, und am dar­auf­fol­gen­den Tag beschlie­ße ich, dass alles unbrauch­bar ist und weg muss. Wenn ich auf der rich­ti­gen Spur bin, ver­ges­se ich oft die Zeit und arbei­te an einem Stück, bis es die rich­ti­ge Form und Haut hat.

Welche tie­fe­re Bedeu­tung haben die immer wie­der­keh­ren­den mytho­lo­gi­schen Tierformen?

Tie­re sind ein per­fek­tes Mit­tel, um Aus­sa­gen über den Men­schen zu tref­fen. Das war schon in den Mythen und Mär­chen der Anti­ke so, und es gefällt mir aus­ge­spro­chen gut. Ich über­tra­ge die alten The­men auf unse­re Zeit und suche nach For­men, die ein attrak­ti­ves Bild erge­ben, ohne dass das Motiv gezwun­ge­ner­ma­ßen selbst attrak­tiv sein muss. Ich ver­su­che auf­zu­de­cken, was unter unse­rer Haut liegt, genau­so, wie es die Men­schen auch in den ver­gan­ge­nen Jahr­hun­der­ten taten. Die alten Fra­gen haben mei­nes Erach­tens für den moder­nen Men­schen nichts von ihrer Rele­vanz verloren.

Eini­ge Ihrer Skulp­tu­ren behan­deln das The­ma Tod. Wie ste­hen Sie per­sön­lich dazu?

Ich lie­be das klas­si­sche The­ma der Vani­tas. Die All­ge­gen­wär­tig­keit und Gewiss­heit des Todes machen das Leben im Hier und Jetzt umso wert­vol­ler. Es gibt vie­le wun­der­ba­re Bei­spie­le zu die­sem The­ma. Eine Art Memen­to Mori – ver­giss nicht, dass du eines Tages ster­ben wirst. Da gibt es bei­spiels­wei­se den Wen­de­kopf, des­sen eine Hälf­te ein mensch­li­ches Ant­litz und des­sen ande­re ein Toten­schä­del oder kran­kes Gesicht ist, oder das Töd­lein, ein tan­zen­des Ske­lett. Ich mag bei­de sehr, sie ste­hen für gro­ße Ehr­furcht vor dem Tod, aber auch für unbän­di­ge Lebenslust.

Ich ver­su­che auf­zu­de­cken, was unter unse­rer Haut liegt, genau­so, wie es die Men­schen auch in den ver­gan­ge­nen Jahr­hun­der­ten taten. 

Warum sind glit­zern­de und glän­zen­de Ele­men­te so wich­tig für Sie?

Was glit­zert und glänzt ist bezau­bernd, und die Details von Augen, Zun­ge, Nase und Ohren sind lie­bens­wert. Gold und glän­zen­de Ele­men­te stei­gern die Attrak­ti­vi­tät. Außer­dem sind sie eine Hom­mage an die fei­ne Kunst und das Hand­werk – mit Ton, Lasur und Glanz lässt sich außer­dem die Optik kost­ba­rer Mate­ria­li­en nach­ah­men. So mag ich es, denn ich wün­sche mir, dass die Betrach­ter mei­ne Skulp­tu­ren lie­ben – wenn ich es ihnen aller­dings auch gleich­zei­tig nicht so ein­fach machen möch­te. Die Lie­be schmerzt, sie ist zer­brech­lich, uner­wi­dert und manch­mal rich­tig gefähr­lich. Wo lie­gen die Gren­zen, und wo wird Unschuld zu Schuld? Wo wird Leben zum Tod? Dar­um geht es in mei­ner Arbeit.

Wie reagie­ren die Betrach­ter auf Ihre Skulp­tu­ren – oder umge­kehrt: Was möch­ten Sie in den Betrach­tern für Gefüh­le auslösen?

Nicht alle Reak­tio­nen sind posi­tiv, denn für eini­ge Men­schen sind mei­ne Skulp­tu­ren anstö­ßig – aber gera­de dar­um wer­den sie oft auch gelobt, da ihr emo­tio­na­ler Fak­tor den Betrach­ter unab­hän­gig von des­sen Mei­nung unwei­ger­lich berührt.

Das The­ma die­ser Aus­ga­be ist Unab­hän­gig­keit. Ist Kunst unab­hän­gig, kann sie es sein, oder kann sie uns oder unse­rem Geist Unab­hän­gig­keit schen­ken? Wie ste­hen Sie dazu?

Kunst­kennt­nis und die Fähig­keit, sich mit Kunst­for­men aus­ein­an­der­zu­set­zen, ist mei­ner Mei­nung nach befrei­end und kann einen Ein­fluss dar­auf haben, wie wir alle mög­li­chen Din­ge sehen.

Haben Sie Vor­bil­der oder einen Men­tor in der Kunstwelt?

Es gibt Künst­ler, die ich sehr gern mag, zum Bei­spiel Anish Kapo­or und Antho­ny Gorm­ley, aber Men­to­ren habe ich keine.

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