Die miart 2022 und ihr „erster Satz“

Redakteurin Francesca Interlenghi hat für stayinart die Kunstmesse in Mailand besucht.

Die miart, Mai­lands inter­na­tio­na­le Mes­se für moder­ne und zeit­ge­nös­si­sche Kunst fin­det in ihrer sechs­und­zwan­zigs­ten Aus­ga­be und zum zwei­ten Mal unter der Lei­tung von Nico­la Ric­ciar­di statt. Mit 151 Gale­rien aus 20 ver­schie­de­nen Län­dern bleibt sie ein wich­ti­ges Ereig­nis für das Publi­kum sowie für ita­lie­ni­sche und inter­na­tio­na­le Samm­ler, die auf der Suche nach den gro­ßen Meis­ter­wer­ken des 20. Jahr­hun­derts, der neu­es­ten Gene­ra­ti­on zeit­ge­nös­si­scher Künst­ler und des Designs sind.

Die miart 2022 ist Gast­ge­ber für wich­ti­ge ita­lie­ni­sche Gale­rien und stärkt gleich­zei­tig ihre inter­na­tio­na­le Reich­wei­te, dank der Rück­kehr einer kon­so­li­dier­ten Grup­pe von enga­gier­ten Gale­rien und außer­ge­wöhn­li­chen Neu­zu­gän­gen. Die vom Komi­tee sorg­fäl­tig aus­ge­wähl­ten Pro­jek­te zie­len dar­auf ab, eine kohä­ren­te und umfas­sen­de Mes­se zu gestal­ten, den Dia­log zwi­schen Wer­ken eta­blier­ter Posi­tio­nen und neu­en Talen­ten zu för­dern, die Tra­di­ti­on zu fei­ern und dabei stets in die Zukunft zu bli­cken. Zu den aus­ge­stell­ten Künst­lern gehö­ren auch eini­ge der Protagonist:innen der 59. Inter­na­tio­na­len Kunst­aus­stel­lung der Bien­na­le Vene­dig, wie Car­la Accar­di, Toma­so Binga, Miri­am Cahn, Giu­lia Cen­ci, Gabri­el Chai­le, Loui­se Nevel­son, Joan­na Pio­trows­ka und Gra­zia Varis­co, um nur eini­ge zu nennen.

Sans tit­re (2016), Instal­la­ti­on view at Miart 2022

Anläss­lich die­ser Aus­ga­be wur­den die Sek­tio­nen der Mes­se auf drei redu­ziert: Estab­lished, in der Gale­rien mit zeit­ge­nös­si­schen Wer­ken und sol­che, die sich der Kunst des 20. Jahr­hun­derts wid­men, ver­tre­ten sind und jenen, die im Bereich Samm­ler­stü­cke und Design tätig sind; Deca­des, kura­tiert von Alber­to Sal­va­do­ri, der die Geschich­te des letz­ten Jahr­hun­derts anhand von mono­gra­fi­schen Pro­jek­ten von den 1910er bis zu den 2010er Jah­ren erforscht; und Emer­gent, eine von Atti­lia Fat­to­ri Fran­chi­ni kura­tier­te Sek­ti­on, die sich auf jün­ge­re Gale­rien kon­zen­triert, um das Enga­ge­ment der jun­gen Gene­ra­ti­on hervorzuheben.

Das Ziel der sechs­und­zwan­zigs­ten Aus­ga­be besteht dar­in, eine neue Pha­se ein­zu­lei­ten: das pri­mo movi­men­to, also der ers­te Satz, einer mög­li­chen neu­en Sin­fo­nie. Die­ser der klas­si­schen Musik ent­lehn­te, aber unend­lich sug­ges­ti­ve Begriff steht nicht nur für den Wunsch der Bran­che, das Tem­po zu erhö­hen und einen Sprung nach vorn zu machen, son­dern ist auch ein Ver­weis auf die Kunst­ge­schich­te und die Abfol­ge von Bewe­gun­gen im Lau­fe der Zeit, die inein­an­der grei­fen und sich gegen­sei­tig beeinflussen.

Das Kon­zept der Bewe­gung steht daher im Mit­tel­punkt einer Rei­he von Initia­ti­ven und Koope­ra­tio­nen, die miart mit Partner:innen und Insti­tu­tio­nen aus der Welt der Musik, des Tan­zes und des Thea­ters initi­iert hat. Dazu gehört das neue Pro­jekt Out­Put, das von Davi­de Gian­nella kura­tiert wird: ein ori­gi­nel­ler Zyklus zum The­ma Per­for­mance im öffent­li­chen Raum mit dem in Ber­lin leben­den bil­den­den Künst­ler Ric­car­do Benas­si und dem in Ams­ter­dam leben­den ita­lie­ni­schen Cho­reo­gra­phen Miche­le Riz­zo. Dar­über hin­aus prä­sen­tiert FOG Tri­en­na­le Mila­no Per­forming Art – das Fes­ti­val für dar­stel­len­de Kunst der Tri­en­na­le Mai­land – die ein­drucks­vol­le Lec­tu­re-Per­for­mance Dying On Stage des Zyprio­ten Chris­to­dou­los Panay­io­tou (Sams­tag, 2. April) und die lang erwar­te­te Pre­mie­re des neu­en Werks von Romeo Cas­tel­luc­ci, das von Yuri Anca­ra­ni gefilmt wur­de (Sonn­tag, 3. April).

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geschrieben von

ist Autorin, unabhängige Kuratorin und Performerin. Sie schreibt für verschiedene Zeitschriften über zeitgenössische Kunst, kuratiert Kunstbücher, Ausstellungskataloge, Ausstellungen der Fotografie und der zeitgenössischen Kunst und verfasst Videokunstkritiken. Seit 2016 ist sie als Performerin tätig. Sie hat an mehreren Videoperformances teilgenommen und öffentliche Performances realisiert, an Kurzfilmen und Filmen mit experimentellem Charakter mitgewirkt, die auf internationalen Festivals präsentiert wurden.

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