Die Schatzkammer der Alpen

Die Hofburg Innsbruck atmet Geschichte in ihrer prächtigsten Form

MEHR ALS EIN HALBES JAHRTAUSEND LANG FÜHRTE DIE FAMILIE HABSBURG IHREN HERRSCHAFTSSITZ IN INNSBRUCK. JAHRHUNDERTE, DIE GEPRÄGT WAREN VON GROSSEN FRAUEN UND MÄNNERN, DIE IHRE SPUREN IN DER HOFBURG HINTERLASSEN HABEN. SPUREN, DIE HEUTE ALLEN BESUCHERINNEN UND BESUCHERN DIE WELT VON DAMALS ERÖFFNEN.

Wer an der Roko­ko-Fas­sa­de der Hof­burg Inns­bruck ent­lang­wan­delt, mag erah­nen, dass dahin­ter Außer­ge­wöhn­li­ches behei­ma­tet ist. Neben Schloss Schön­brunn und der Hof­burg in Wien zählt die Hof­burg Inns­bruck zu den bedeu­tends­ten his­to­ri­schen Gebäu­den Öster­reichs. Ihrem Ruf als ein­zig­ar­ti­ger Reprä­sen­ta­ti­ons­bau der Alpen wird sie in all den 28 Räu­men des Kai­ser­ap­par­te­ments auf über 2000 Qua­drat­me­tern gerecht. Sie ver­dankt ihr heu­ti­ges Aus­se­hen Kai­se­rin Maria The­re­sia. Die Roko­ko-Fas­sa­de, die Hof­ka­pel­le und die süd­li­chen Prunk­räu­me tra­gen ihre Handschrift.

Ganz bewusst hat­te sich die belieb­te Lan­des­mut­ter dafür ent­schie­den, die Hoch­zeit ihres zwei­ten Soh­nes, Leo­pold, mit der spa­ni­schen Prin­Gi­zes­sin Maria Ludo­vica in der Pro­vinz zu fei­ern, also in Inns­bruck. Bis heu­te erin­nern wich­ti­ge Orte in der Tiro­ler Lan­des­haupt­stadt und spe­zi­ell in der Hof­burg an das Jahr 1765. Die Hof­burg ist geprägt von den Umbau­ten für die Hoch­zeit, aber auch von einem Todes­fall, der mehr als 250 Jah­re zurückliegt.

Wäh­rend der Hoch­zeits­fei­er­lich­kei­ten für sei­nen Sohn Leo­pold starb in Inns­bruck uner­war­tet Kai­ser Franz I. Ste­phan, der Gemahl Maria The­re­si­as. Die Ereig­nis­se vom Som­mer 1765 hin­ter­lie­ßen in der Hof­burg und in Inns­bruck sicht­ba­re Zei­chen. Das aus die­sem Anlass gegrün­de­te Ade­li­ge Damen­stift, die Hof­ka­pel­le, die Prunk­räu­me mit dem Rie­sen­saal und die Tri­um­ph­pfor­te sind eng mit dem Fest und dem Tod ver­bun­den. Wenn auch das meis­te Mobi­li­ar für die Hoch­zeit von Wien mit­rei­sen soll­te, so wur­de die Burg am Renn­weg den­noch von Grund auf erneu­ert. 1766 ent­sand­te die Herr­sche­rin ihren Hof­bau­meis­ter Niko­laus Pacas­si nach Inns­bruck, sozu­sa­gen zur Unter­stüt­zung des loka­len Bau­meis­ters Con­stan­tin Johann Wal­ter. Nach­dem die Bau­ar­bei­ten an der Burg am Renn­weg und dem Damen­stift voll­endet waren, folg­te die Aus­ge­stal­tung der Reprä­sen­ta­ti­ons­räu­me. 1776 war dann auch der Fami­li­en­saal fer­tig gestellt. Noch heu­te gilt der im Volks­mund immer noch Rie­sen­saal genann­te Raum als der reprä­sen­ta­tivs­te Fest­saal im Alpenraum.

Für Kai­se­rin „Sisi“ wur­de Mit­te des 19. Jahr­hun­derts das Inne­re Appar­te­ment ausgestattet. 

Die Wohn­räu­me, die Kai­ser Franz Joseph öfter besuch­te als sei­ne Frau, sind als his­to­ri­sches Ensem­ble im Stil des Zwei­ten Roko­ko erhal­ten. Das Inne­re Appar­te­ment dien­te seit dem Umbau unter Maria The­re­sia als Wohn­be­reich für Mit­glie­der des Kai­ser­hau­ses. Die heu­ti­ge Aus­stat­tung der fünf Wohn­räu­me (Salon der Kai­se­rin, Schreib­zim­mer, Toi­let­te­zim­mer, Kabi­nett und Schlaf­zim­mer) erfolg­te Mit­te des 19. Jahrhunderts.

Die Ein­rich­tung geht auf die Initia­ti­ve von Erz­her­zog Karl Lud­wig, einem Bru­der von Kai­ser Franz Joseph, zurück. Er hat­te die Aus­stat­tung ver­an­lasst, als er von 1855 bis 1861 als Gou­ver­neur von Tirol und Vor­arl­berg in der Hof­burg resi­dier­te. Gedacht war die Neu­aus­stat­tung für Kai­se­rin Eli­sa­beth. Vor­bild war das kurz zuvor ein­ge­rich­te­te Kai­se­rin-Eli­sa­beth-Appar­te­ment in Schloss Schön­brunn. Die Zim­mer des kai­ser­li­chen Wohn­be­reichs sind in jeweils einem Farb­ton gehal­ten. Die Farb­wahl rich­te­te sich nach der Funk­ti­on des Rau­mes, wofür es genaue Richt­li­ni­en gab. Die Gestal­tung erfolg­te zeit­ge­mäß im Stil des Zwei­ten Roko­ko. Edles Rot wird von zar­tem Rosa abge­löst, das Schreib­zim­mer ist in roya­lem Blau gehal­ten und das Schlaf­zim­mer glänzt in sat­tem Grün. Das Mobi­li­ar aus der Zeit zeugt nicht nur von hoher Hand­werks­kunst, son­dern bringt auch das Kunst­ver­ständ­nis ele­gant zur Gel­tung. Die Lie­be zum Detail lässt jeden Raum für sich selbst wir­ken und leben.

Nach der inten­si­ven Revi­ta­li­sie­rung der Schau­räu­me bis zum Jahr 2010 gibt es fünf The­men­schwer­punk­te: die Maria-The­re­sia­ni­schen  Räu­me in der ursprüng­li­chen Atmo­sphä­re des 18. Jahr­hun­derts, das ori­gi­nal­ge­treue Kai­se­rin-Eli­sa­beth-Appar­te­ment aus dem 19. Jahr­hun­dert, ein klei­nes Möbel­mu­se­um, in dem der Wan­del des höfi­schen Inns­bru­cker Mobi­li­ars näher gebracht wird, eine Ahnen­ga­le­rie im prunk­vol­len Auf­gangs­be­reich sowie eine klei­ne Gemäl­de­ga­le­rie. The­men­räu­me beleuch­ten Aspek­te der poli­ti­schen Geschich­te und Kul­tur­ge­schich­te der ehe­ma­li­gen kai­ser­li­chen Resi­denz Kai­ser Maxi­mi­li­ans I. von Habsburg.

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