Das Leben ist voller Gegensätze, Widersprüche und Extreme

Interview mit Cesarines Odyssee

Man darf ein Buch nie­mals nach sei­nem Umschlag beur­tei­len. Das­sel­be gilt für Men­schen, denen wir begeg­nen. Gewiss, wenn man jemals das Glück hat­te, in der Kunst­welt eine „Flie­ge an der Wand” zu sein, dann war die­se Aus­sa­ge noch nie so wahr. Wir leben gegen­wär­tig in unsi­che­ren Zei­ten, doch eine Sache, auf die wir nie­mals ver­zich­ten kön­nen, ist das ange­bo­re­ne mensch­li­che Bedürf­nis nach Aus­druck – ob selbst oder nicht. Und wir befin­den uns gleich­zei­tig in einer Zeit gren­zen­lo­ser Krea­ti­vi­tät, Phan­ta­sie und inno­va­ti­vem Entre­pre­neur­ship. Dar­über hin­aus kön­nen die Künst­le­rin­nen und Künst­ler mit ihrer Arbeit nicht nur Gren­zen spren­gen, son­dern auch Türen ver­rie­geln und neue Wege ebnen.

Tritt ein, Indi­ra Cesa­ri­ne: Ihre Erschei­nung gleicht einer elfen­haf­ten Blon­di­ne, die ursprüng­lich in Iowa gebo­ren wur­de und als Teen­ager nach New York zog. Man könn­te uns – unter ande­ren Umstän­den oder in einer ande­ren Welt – ver­zei­hen, wenn wir sie fälsch­li­cher­wei­se für ein wun­der­schö­nes Mäd­chen hal­ten, das mit ihrem Aus­se­hen aus­kommt. Nein, es gibt dafür ein­deu­tig kei­ne Ver­ge­bung. Und ein Ratschlag…Achtet dar­auf, sie nicht auf nie­der­träch­ti­ge oder unbe­dach­te Eigen­schaf­ten zu redu­zie­ren; denn sie hat kein Pro­blem damit, euch für eure Eng­stir­nig­keit oder euer Des­in­ter­es­se zu tadeln. Beson­ders, wenn es um die Rech­te der Frau­en geht. Oh, und ach­tet immer dar­auf, dass ihr sie in ihrer Gegen­wart nie­mals, mit alten Welt­an­schau­un­gen kon­fron­tiert; denn sie könn­te mit dem schärfs­ten Witz ent­geg­nen, den ihr je gehört habt, seit das Wort selbst erfun­den wurde.

Indi­ra Cesa­ri­ne ist in der Tat eine bedeu­ten­de zeit­ge­nös­si­sche Künst­le­rin und ohne Fra­ge ein Kraft­akt. Obwohl sie viel­leicht die bemer­kens­wer­te viel gelob­te Künst­le­rin ist, deren Wer­ke in „It-Gale­rien”, Kunst­mes­sen und Muse­en wie dem Metro­po­li­tan Muse­um of Art, The Water­mill Cen­ter, Art Basel Miami, SCOPE Art Fair, Sotheby’s, SPRING/ BREAK Art Show, Rocke­fel­ler Cen­ter zu sehen sind. Dies ist auch die­sel­be Cesa­ri­ne, der die umstrit­te­ne und oft (auf eine gute Art und Wei­se) kon­tro­ver­se Gale­rie The Untit­led Space in Man­hat­tans schi­ckem Stadt­teil Tri­be­ca gehört.

Die Teil­nah­me an einer Ver­nis­sa­ge in ihrer Gale­rie ist wie das Ende einer Pil­ger­rei­se und der Über­gang in ein neu­es Zeit­al­ter der Erleuch­tung. Die Aus­stel­lun­gen dort ste­hen auf jeder­manns To-do-Lis­te. Und das zu Recht! Ich erin­ne­re mich an ihre „Ein Jahr des Widerstandes”-Show nach der Trump-Ein­wei­hung. Die­se Aus­stel­lung, oder bes­ser gesagt, die­ses Ereig­nis – eine Grup­pen­aus­stel­lung mit Wer­ken von Künst­lern aller Ras­sen, Far­ben und Glau­bens­rich­tun­gen – wur­de so popu­lär, dass Trump prak­tisch selbst zur zwei­ten Gei­ge in den Nach­rich­ten wur­de. Genau das ist das Cha­rak­te­ris­ti­kum jeder Aus­stel­lung im Untit­led Space. Vor kur­zem eröff­ne­te die Künst­le­rin eine Ein­zel­aus­stel­lung und eine Instal­la­ti­on, die sich (auf­grund der Kri­se von COVID 19) nun zu einer vir­tu­el­len Aus­stel­lung ent­wi­ckel­te – mit dem Titel „THE LABYRINTH”. Die Aus­stel­lung zeigt Foto­gra­fien, Skulp­tu­ren, Video­kunst und Mixed-Media-Arbei­ten, die in einem Laby­rinth prä­sen­tiert wer­den, durch das der Betrach­ter Cesa­ri­nes zeit­ge­nös­si­schen weib­li­chen Blick auf den Sur­rea­lis­mus erle­ben kann.

Als Absol­ven­tin der Colum­bia Uni­ver­si­ty mit einem drei­fa­chen Haupt­fach in Kunst­ge­schich­te, Fran­zö­sisch und Frau­en­stu­di­en ist sie Inha­be­rin der Publi­ka­ti­on The Untit­led Maga­zi­ne. Außer­dem stu­dier­te sie Foto­gra­fie an der Parson’s School of Design und setz­te ihr Stu­di­um am Inter­na­tio­nal Cen­ter of Pho­to­gra­phy, der School of Visu­al Arts, der Art Stu­dents League und der New York School of Art fort. 2019 hat Indi­ra Cesa­ri­ne dann ihre Lis­te der Berufs­be­zeich­nun­gen erwei­tert: die der gemein­nüt­zi­gen Grün­de­rin. Ja, die Foto­gra­fin (unter ande­rem Bri­tish Vogue, GQ, Harper’s Bazaar, Marie Clai­re usw.), mul­ti­dis­zi­pli­nä­re Künst­le­rin, Gale­ris­tin, Kura­to­rin und Her­aus­ge­be­rin ist nun auch die Grün­de­rin von Art4Equality. Art4Equality wur­de 2019 ins Leben geru­fen und unter­stützt die Schaf­fung von ermäch­ti­gen­den, auf die Gleich­stel­lung der Geschlech­ter aus­ge­rich­te­ten Aus­stel­lun­gen, auch im öffent­li­chen Raum. Die Auf­ga­be ist es, sozia­len Wan­del zu bewir­ken, das Bewusst­sein zu schär­fen und die Gemein­schaft zu inspi­rie­ren, wäh­rend gleich­zei­tig Mög­lich­kei­ten und Men­tor­ship für weib­li­che Künst­le­rin­nen sowie für Rand­grup­pen und unter­re­prä­sen­tier­te Per­sön­lich­kei­ten gebo­ten wer­den. Ich habe mich mit Indi­ra Cesa­ri­ne getrof­fen, um mehr dar­über zu erfahren.

Por­trät Indi­ra Cesa­ri­ne von Dus­tin Way­ne Har­ris, in der “ONE YEAR OF RESISTANCE” Aus­stel­lung, 2018

Warum war es dir wich­tig, dass Künst­le­rin­nen wie du einen Ort haben, an dem sie sich voll und ganz aus­drü­cken kön­nen? Bist du selbst jemals auf Her­aus­for­de­run­gen gestoßen?

Ich per­sön­lich habe im Lau­fe mei­ner Kar­rie­re vie­le Her­aus­for­de­run­gen erlebt… eine davon war, als Foto­gra­fin und Künst­le­rin ernst­ge­nom­men zu wer­den. Als ich Anfang der 90er Jah­re anfing, gab es buch­stäb­lich fast kei­ne Frau­en, die als Foto­gra­fin­nen arbei­te­ten, und nur weni­ge Top-Künst­le­rin­nen. Ich war mit einer Men­ge geschlechts­spe­zi­fi­scher Dis­kri­mi­nie­rung kon­fron­tiert und muss­te 10 Mal här­ter arbei­ten als mei­ne männ­li­chen Kol­le­gen – aber ich war sehr hart­nä­ckig und akzep­tier­te kein Nein als Ant­wort. Die Foto­gra­fie (und die Kunst­welt) waren völ­lig män­ner­do­mi­nier­te Bran­chen, und Frau­en wur­den völ­lig aus­ge­grenzt. Die meis­ten Agen­ten und Gale­rien in New York reprä­sen­tier­ten über­haupt kei­ne Frau­en, und wenn sie es taten, dann war es sym­bo­lisch eine Frau. Ich bin eine gebil­de­te Frau, und ich muss mei­ne Fähig­kei­ten ein­set­zen, um alles zu tun, was ich kann, um Ver­än­de­run­gen her­bei­zu­füh­ren. Ich will nicht, dass zukünf­ti­ge Gene­ra­tio­nen von Frau­en das durch­ma­chen müs­sen, was ich durch­ge­macht habe.

Deine Gale­rie The Untit­led Space ist für kon­tro­ver­se und grenz­wer­ti­ge Aus­stel­lun­gen bekannt. Hat es jemals eine Zeit gege­ben, in der du ein The­ma für eine Aus­stel­lung ent­wi­ckelt und gedacht hast, „viel­leicht geht das tat­säch­lich zu weit“, oder war das schon immer Teil des Erfolgs?

Nein, ich hat­te nie das Gefühl, dass ich mit mei­nen Aus­stel­lungs­the­men „zu weit gehe“. Für mich ist eines der Din­ge, die Kunst so beson­ders machen, dass sie den Betrach­ter auf­for­dert, nach­zu­den­ken, zu debat­tie­ren, sich mit der Welt, in der wir leben, viel­leicht auf eine neue Art und Wei­se aus­ein­an­der­zu­set­zen, an die er noch nie gedacht hat. Kunst­wer­ke kön­nen den Sta­tus quo her­aus­for­dern, sie kön­nen an sich ein Pro­test sein oder zu Ver­än­de­run­gen anre­gen. Als ich The Untit­led Space ins Leben rief, war eine mei­ner Initia­ti­ven, zeit­ge­nös­si­sche Künst­le­rin­nen und femi­nis­ti­sche Kunst als Gen­re zu beto­nen. Ich den­ke, es ist wirk­lich wich­tig, dass es einen Dia­log und eine Erzäh­lung gibt, die sich nicht nur mit der Geschich­te der Frau­en, son­dern auch mit Kör­per­po­li­tik und Frau­en­rech­ten befasst, und für mich als Künst­le­rin macht es Sinn, dies durch mei­ne Aus­stel­lun­gen und Kunst­wer­ke zu tun.

Deine jüngs­te Instal­la­ti­on und Aus­stel­lung „THE LABYRINTH“ wur­de lei­der wegen COVID-19 geschlos­sen. Kannst du uns etwas über die Aus­stel­lung erzählen?

Für „DAS LABYRINTH“ habe ich eine Instal­la­ti­on mit Foto­gra­fie, Skulp­tur, Video­kunst und meh­re­ren gemisch­ten Neon­kunst­wer­ken geschaf­fen. Als Rah­men für die Aus­stel­lung ver­wan­del­te ich die Gale­rie in ein Laby­rinth, ein Kon­zept, das mir schon seit meh­re­ren Jah­ren vor­schwebt. THE LABYRINTH ist inspi­riert vom Laby­rinth des Lebens, der Kraft mensch­li­cher Ver­bin­dung, Emo­ti­on und Erfah­rung kom­bi­niert mit der sur­rea­len Natur des Unbe­kann­ten. Sur­rea­lis­mus ist ein The­ma, das ich in den letz­ten Jahr­zehn­ten mit mei­nen Kunst­wer­ken und Foto­gra­fien in ver­schie­de­nen Medi­en erforscht habe. Die Erkun­dung der weib­li­chen Iden­ti­tät, Sexua­li­tät, Träu­me und Sehn­süch­te sind eben­falls wie­der­keh­ren­de The­men in mei­nen Kunst­wer­ken. Mei­ne neue Serie durch ein Laby­rinth prä­sen­tiert zu bekom­men, hat mich sehr beein­druckt, denn das Leben ver­än­dert sich stän­dig, wir wis­sen nie, was als Nächs­tes pas­siert, und da gibt es die­se Kom­po­nen­te der Über­ra­schung und Ent­de­ckung mit einem Laby­rinth, das mei­ner Mei­nung nach wirk­lich zu der Aus­stel­lung passt. DAS LABYRINTH erforscht die Gegen­über­stel­lung kon­tras­tie­ren­der Gegen­sät­ze, Dimen­si­on, Ver­zer­rung und die Kraft des Lichts, sich mit unse­rem eige­nen Strom des Unter­be­wusst­seins aus­ein­an­der­zu­set­zen und dar­über zu reflek­tie­ren. Es ist scha­de, dass die Gale­rie am Tag nach der Eröff­nung schlie­ßen muss­te, aber zumin­dest eini­ge Leu­te konn­ten die Aus­stel­lung erle­ben, und ich hof­fe, dass wir wie­der eröff­nen kön­nen, sobald sich alles beru­higt hat.

“I Belie­ve In Free Love (Vic­to­ria Wood­hull)” Neon Skulp­tur, 2017
“LIFEFORCE (Ener­gy)” Neon Moun­ted auf Res­in Hands Skulp­tur, 2018

Warum ist die Idee von Yin und Yang für dich in der Aus­stel­lung so ent­schei­dend? Die Gegen­über­stel­lung von Gegensätzen?

Ich glau­be, das Leben ist vol­ler Gegen­sät­ze! Wir beschäf­ti­gen uns stän­dig mit Situa­tio­nen, die ein Drän­gen und Zie­hen sind, vol­ler Wider­sprü­che und Extre­me. Yin und Yang ist ein Kon­zept des Dua­lis­mus, das zeigt, wie schein­bar gegen­sätz­li­che oder kon­trä­re Kräf­te in der Natur tat­säch­lich kom­ple­men­tär, mit­ein­an­der ver­bun­den und von­ein­an­der abhän­gig sein kön­nen. Es ist wie das Kon­zept von Gegen­sät­zen, die sich gegen­sei­tig anzie­hen, wie Magne­te… Gäbe es Lie­be ohne Hass? Ich habe die­ses Kon­zept immer sehr inter­es­sant gefun­den, obwohl ich es mit mei­ner eige­nen Bedeu­tung erfor­schen woll­te, mit dem weib­li­chen Blick des Surrealismus.

Kann dei­ner Mei­nung nach das Laby­rinth des eige­nen Ver­stan­des und des Unter­be­wusst­seins eine direk­te Wir­kung oder einen Ein­fluss auf die Rea­li­tät haben?

Die Rea­li­tät ist sehr schwer zu defi­nie­ren – was die Rea­li­tät der einen Per­son ist, ist viel­leicht nicht die Rea­li­tät der ande­ren. Ich glau­be, als Künst­le­rin hat es etwas sehr Kathar­ti­sches, das, was wir in unse­rem bewuss­ten oder unbe­wuss­ten Geist sehen, zu erschaf­fen und in einer Rea­li­tät zu mate­ria­li­sie­ren. Im Akt des Schaf­fens von Kunst­wer­ken wird das Laby­rinth zu einer Rea­li­tät, die sich auf ande­re Men­schen aus­wirkt, wenn sie es sehen. In die­ser Hin­sicht also ja, es kann Aus­wir­kun­gen auf die Rea­li­tät haben, aber ich den­ke, es muss über das blo­ße Sein eines Traums oder einer Idee hin­aus­ge­hen und in etwas Phy­si­sches über­ge­hen. Die­se Rea­li­tät exis­tier­te nicht, bis das Kunst­werk geschaf­fen oder zumin­dest bewusst vom Künst­ler gedacht wurde.

Du hast auch eine vir­tu­el­le Online-Ausstellung´geschaffen, seit die Aus­stel­lung geschlos­sen wur­de. Ist dies dei­ne ers­te vir­tu­el­le Aus­stel­lung? Was hat die Idee beflü­gelt? Und siehst du dar­in auch ein Stück Zukunft der Kunstgalerie?

Ich wur­de inspi­riert, einen vir­tu­el­len „Betrach­tungs­raum“ der Aus­stel­lung zu schaf­fen, damit die Betrach­ter die Aus­stel­lung auch wäh­rend der Schließ­zeit erle­ben kön­nen. Ich den­ke, dass wir in Zukunft defi­ni­tiv mehr „Vie­w­ing Rooms“ ein­rich­ten und in unser Pro­gramm inte­grie­ren wer­den. Wir pla­nen tat­säch­lich eini­ge vir­tu­el­le Online­ex­po­na­te, die in den nächs­ten Mona­ten auf­grund der Schlie­ßung wegen COVID-19 gezeigt wer­den, da nicht klar ist, wann wir in der Lage sein wer­den, wie­der zu öff­nen und wie­der Ver­an­stal­tun­gen in der Gale­rie abhal­ten. Ich den­ke, dies ist defi­ni­tiv der Weg nach vorne.

Was hat in dir das Inter­es­se geweckt, über dei­ne Arbeit als pro­fes­sio­nel­le Künst­le­rin hin­aus­zu­ge­hen und eine Platt­form für Empower­ment, Krea­ti­vi­tät und femi­nis­ti­sche Kunst zu bieten?

Mei­ne Kunst war schon immer auf einer gewis­sen Ebe­ne des Akti­vis­mus ver­siert, da die eigent­li­che Grund­la­ge mei­ner Inspi­ra­ti­on aus mei­nem Inter­es­se an Femi­nis­mus und Frau­en­ge­schich­te stammt. Ich mach­te einen Abschluss an der Colum­bia Uni­ver­si­ty mit einem drei­fa­chen Haupt­fach in Kunst­ge­schich­te, Fran­zö­sisch und Frau­en­stu­di­en, bevor ich mich beruf­lich auf die visu­el­le Kunst kon­zen­trier­te. Die Stär­kung femi­nis­ti­scher The­men sowie des weib­li­chen Blicks ist stets Aus­gangs­punkt für mei­ne Kunst­wer­ke und Foto­gra­fien. 2015 habe ich die Gale­rie The Untit­led Space ins Leben geru­fen. Nur sehr weni­ge Kunst­ga­le­rien kon­zen­trie­ren sich auf die Aus­stel­lung von Kunst­wer­ken mit femi­nis­ti­schen The­men, daher beschloss ich, mei­ne eige­ne zu grün­den. Mei­ne neue Initia­ti­ve, Art4Equality, ist eine natür­li­che Erwei­te­rung mei­ner künst­le­ri­schen und kura­to­ri­schen Arbeit. Durch mei­ne Aus­stel­lun­gen und Kunst­wer­ke stel­le ich oft den Sta­tus quo in Fra­ge und set­ze mich mit Ste­reo­ty­pen und Dop­pel­mo­ral aus­ein­an­der. Ich schöp­fe aus his­to­ri­schen Erzäh­lun­gen in dem Bemü­hen, ermäch­ti­gen­de Kunst­wer­ke zu schaf­fen, die eine Wir­kung auf den Betrach­ter haben, ein Kata­ly­sa­tor für Ver­än­de­run­gen sein kön­nen oder Ein­bli­cke in die Geschich­te gewäh­ren, die viel­leicht über­se­hen wurden.

Was ist das Ziel von Art4Equality?

Ich bin der Mei­nung, dass es, um wirk­lich etwas zu bewir­ken, wich­tig ist, vie­le Men­schen zusam­men­zu­brin­gen und die Pro­duk­tio­nen zu ska­lie­ren, um mehr Wir­kung zu erzie­len. Ich habe, seit ich The Untit­led Space ins Leben geru­fen habe, über 30 femi­nis­ti­sche Kunst­aus­stel­lun­gen kura­tiert und nicht nur mei­ne Arbei­ten, son­dern die von über 300 Künst­le­rin­nen aus­ge­stellt. Aber ehr­lich gesagt ist das nur ein klei­ner Trop­fen auf den hei­ßen Stein. Zeit­ge­nös­si­sche Künst­le­rin­nen sind in Muse­en, Gale­rien, Auk­ti­ons­häu­sern und in der öffent­li­chen Kunst unter­re­prä­sen­tiert. Allein in den USA gibt es über 2,5 Mil­lio­nen pro­fes­sio­nel­le Künst­ler, von denen 50% Frau­en sind. Obwohl etwa 50% der MFA-Absol­ven­ten der letz­ten Jahr­zehn­te weib­lich sind, unter­strei­chen jüngs­te Berich­te die Tat­sa­che, dass selbst im Jahr 2019 nur 13% der Künst­le­rin­nen heu­te in Muse­en und Gale­rien ver­tre­ten sind. Nur 2% der Kunst­wer­ke, die zwi­schen 2008 und 2019 ver­stei­gert wur­de, sind von Frau­en. Und wenn es um Kunst im öffent­li­chen Raum geht, liegt die Ver­tre­tung von Frau­en weit zurück – allein in New York City sind von den 150 öffent­li­chen Skulp­tu­ren, die der­zeit aus­ge­stellt sind, nur 5 von Frau­en. Die Sta­tis­tik ist ziem­lich scho­ckie­rend. Mei­ner Mei­nung nach ist mei­ne klei­ne femi­nis­ti­sche Bou­tique-Kunst­ga­le­rie ein­fach nicht genug.

Erzäh­le uns bit­te von dei­ner öffent­li­chen Kunst­pla­kat­se­rie mit SAVEARTSPACE die­sen Herbst von Art4Equality!

Ich arbei­te der­zeit an Plä­nen für eine öffent­li­che Kunst­pla­kat­se­rie im Herbst, die in NYC statt­fin­den wird und mei­ne Initia­ti­ve Art4Equality in Zusam­men­ar­beit mit dem gemein­nüt­zi­gen Save­Art­Space unter­stützt. Ich freue mich wirk­lich sehr dar­auf, unser ers­tes gro­ßes öffent­li­ches Kunst­pro­jekt für Art4Equality auf den Weg zu brin­gen, und es gibt noch viel zu pla­nen. Es ist eine sehr inno­va­ti­ve und auf­re­gen­de Art und Wei­se, Kunst zu zei­gen, die jeden Tag Mil­lio­nen von Men­schen errei­chen wird. Ins­ge­samt wird es 10 Pla­kat­wän­de geben, 5 davon wer­den wir mit Künst­le­rin­nen gestal­ten, mit denen ich der­zeit zusam­men­ar­bei­te, und wei­te­re 5 wer­den über einen offe­nen Auf­ruf aus­ge­wählt, so dass die Künst­le­rin­nen ihre Arbei­ten für das Pro­jekt ein­rei­chen kön­nen. Da sich Social Distancing wahr­schein­lich auch in den Herbst hin­ein­zie­hen wird, scheint eine Pla­kat­se­rie für öffent­li­che Kunst eben­falls sehr zeit­ge­mäß zu sein, da sie für vie­le Men­schen zugäng­lich ist, ohne dass sie sich in einer Gale­rie ver­sam­meln müssen.

www.saveartspace.org/art4equality

Beitrag teilen
geschrieben von

Er ist ein freiberuflicher Kunst- und Musikjournalist und Publizist in den USA. Er studierte Klassisches Theater (Schauspiel) an der „Guildhall School of Music & Drama“ in London, Klassische Gesangsdarbietung an der Universität Boston und Italienische Kunst und Fotografie der Renaissance am „Instituto dell'Arte Fine e Naturale“ am Pallazzo Rucellai in Florenz. Er war Mitglied der Kompanie am „National Theatre of Great Britain“ in England und war Solist u.a. am Concertgebouw in Amsterdam und in der Carnegie Hall.

Consent Management Platform von Real Cookie Banner

Sie befinden sich im Archiv.
Hier geht's zum aktuellen stayinart Online Magazin.

This is default text for notification bar