Heute über Mode zu sprechen, bedeutet nicht nur, über Kleidung zu sprechen. Kleidung kann man sich schnell beschaffen, sie ist wirkungsvoll, verleitet zum Träumen und erweckt Verlangen. Aber Mode ist eine komplexe Galaxie, ein System aus Objekten, Produkten, Bildern und Dienstleistungen. Ihre hybride Natur zwischen Materialien und Idealen macht sie zu einem transversalen System, das vor allem als Katalysator und Übersetzer zeitgenössischer Impulse fungiert. Dank ihrer Fähigkeit, mit anderen Disziplinen, insbesondere mit der Kunst, zu dialogieren, präsentiert sich Mode als privilegiertes Instrument zur Erforschung unserer Gegenwart und kann diese über eine verständliche und extrem faszinierende Sprache an uns zurückgeben.
Es ist also nicht verwunderlich, dass Mode bei Modeschauen nicht nur gefeiert wird, sondern dass auch neue Ideen entstehen, Reflexionen und Ansichten zu verbreiten, immer mehr Modelle zu kreieren sowie ihre vielfältige Ausdruckskraft zu erkennen und zu interpretieren.
In diesem sich ständig weiterentwickelnden Szenario, das auch die Verlagerung der traditionellen Moderouten aus den anerkannten Modemetropolen – Paris, London, Mailand, New York – beinhaltet, organisiert die Agentur Magma die Veranstaltung „Fattore Immagine” in der suggestiven Umgebung des Dorfes Barolo in der historischen Region der Langhe im Piemont (Italien), deren Hügel Teil des UNESCO-Weltkulturerbes sind. Die Veranstaltung ist einer Auswahl von Stylisten gewidmet, die ihre Kreationen auf den Laufsteg bringen, um sie nicht nur den Zuschauern, sondern auch Käufern, Modejournalisten, Fachleuten und Betreibern des „Made in Italy Export” vorzustellen. Die Veranstaltung besteht aus Modenschauen, Workshops und Konferenzen, Debatten, Einblicken und Shows zu den Themen Mode, Design, Fotografie und Kommunikation.
Mode ist nichts anderes als die Verwirklichung einer Fantasie, weshalb diese charakteristischen und historischen Bühnen eine zentrale Bedeutung haben. Sogar ein kleines charmantes und charakteristisches Dorf mit seinen malerischen Gassen, die an kleinen Häusern vorbeiführen, fernab von der Konsumgesellschaft und dem typischen Mode-Business, kann sich in einen reizvollen Laufsteg verwandeln und dem Publikum eine besondere Art von Kreativität bieten, die zwar noch unbekannt ist, aber neugierig macht.
Talent, Forschung und Innovation sind die Hauptthemen, um die es bei Entwicklung in einem System wie der Mode geht, die sich nicht nur geographisch, aufgrund der Entstehung immer neuer Märkte, ständig verändert, sondern auch aufgrund der Definition ihrer Professionalität, die notgedrungen hybrid sein muss und imstande, die Verbindungen zwischen Mode, Design, Architektur, Kunst und Kommunikation zu erfassen. Vor diesem Hintergrund findet der Fashion Contest, der Wettbewerb für angehende Modedesigner unter 35 aus ganz Italien, während der Barolo-Tage statt. Er soll jungen Designern, die sich der Arbeitswelt nähern, die Werkzeuge liefern, um sich den Herausforderungen eines zunehmend globalisierten und wettbewerbsorientierten Systems zu stellen. Über das Projekt China, das Jahr für Jahr entwickelt und umgesetzt wird, hat der Gewinner die Möglichkeit, ein Praktikum in einem Unternehmen im Wenzhou Fashion District zu absolvieren, Unternehmen und Investmentfonds eigene Projekte vorzustellen und die eigene Kollektion sechs Monate lang im Showroom des „Made in Italy“ in Rui’an (Wenzhou District) auszustellen.
Das gesamte Festival ist eine großartige Gelegenheit, sich in einem solch vielseitigen Universum zu profilieren. Die in Bildern erzählte Mode ist eine kraftvolle, intensive, einnehmende, extrem starke Sprache, die die Fähigkeit besitzt, jeden Traum und jede Fantasie wiederzugeben. Mit Textflashs schafft sie es, Besessenheit und Wünschen, dem Abdriften der Ästhetik, Spannungen und Bestrebungen ganzer Generationen Form zu verleihen. Die Bilder werden zu einem Medium, über das jeder einzelne Autor seine einzigartige Welt inszeniert, sie werden zu einer Form des Storytellings, das sich mit der Kunst verbindet. In einem Schloss mit einer tausendjährigen Geschichte, im Rahmen des WiMu, dem innovativsten Weinmuseum Italiens und eines der berühmtesten der Welt, dessen Entstehen der Kreativität von François Confino, Autor von internationalen Ausstellungen und Museen entstammt. Der Fotograf Davide Bonaiti stellt sich eine Welt vor, in der Frauen die Züge von Hexen annehmen, Wein sich in einen Zaubertrank verwandelt und Zauberformeln, die eine Mischung von allem sind, er spielt mit einem neuen Gefühl der Vision:Jjemand, der schaut, der angeschaut wird, und jemand, der sich im Blick eines anderen erkennt. Der Besuch des Museums ist eine interaktive und emotionale Reise in die Welt des Weins, der als Produkt und Produzent von Kultur verstanden werden soll, die Entwicklung ganzer Kulturen begleitet und ganze Gebiete prägt.
Es ist das ideale Szenarium, um Schönheit, Eleganz und Geschmack auszudrücken, so wie sie von einigen vielversprechenden Talenten in der Modewelt dekliniert wurden. Valentina Denti, Gewinnerin 2018 der Barolo Fashion Show, war die erste Stylistin, die nach Wenzhou in China reiste, nach ihr war Valentina D’Angelo an der Reihe, Gründerin der Marke ‚Blue Valentine‘, die in ihren Kleidern ihre Liebe zum Kino, der hauptsächlichen Quelle ihrer Inspiration, offenbart, die sie besonders in amerikanischen Filmen der 40er Jahre und der mysteriösen und rätselhaften Person der damaligen Diven findet. Danach bekam die Iranerin Faeze Mohammadi die Chance. Sie wählt für ihre Kollektion Themen aus, die in sozialen Problemen wurzeln: eine Möglichkeit, Kleidung als Botschaft zu nutzen. Ihre Frau lebt die harmonischen Kontraste, die ästhetisierenden Widersprüche. Zerbrechlich und gleichzeitig stark, skulptural und doch immer natürlich fließend. Und schließlich Massimo Jr. Facchini und Mary Giannetti, die eine sinnliche und faszinierende Weiblichkeit inszenieren, den Reiz zeitloser Eleganz.
Um mit der zeitgenössischen visuellen Kultur zu argumentieren, muss die Dichotomie zwischen Kunst und Mode überwunden werden. Es muss ein gemeinsamer Punkt am Horizont gefunden werden, an dem sich diese beiden Disziplinen treffen und sich gegenseitig inspirieren. In der ständigen Oszillation zwischen konzeptioneller Reflexion und kommerzieller Motivation sind die Beziehungen der Mode zur Kunst vielseitig und man kann sich lässig zwischen Shopping und Museumsbesuch bewegen. Hier zeigt das fotografische Projekt neue Wege der Beziehungen zwischen Elementen der Bekleidung und der Kunst auf und enthüllt neue Sichtweisen und einen Dialog, der eine neue Dimension und einen neuen kreativen Prozess schaffen soll.
Der Besuch des WiMu erweist sich als eine Erfahrung, die nicht nur einen ästhetischen Wert hat, sondern auch die Kultur des Weins eingehend erforscht: Den Anstoß, sich mit dessen Mythen zu befassen, gibt das Hinabsteigen von der Panoramaterrasse in die Schlosskeller, in denen sich die Enoteca Regionale del Barolo befindet
„Ich denke, dass Wein etwas extrem Poetisches ist“, kommentiert der Architekt, Szenograf und Designer François Confino, Förderer sehr bedeutender Ausstellungen auf der ganzen Welt, von der Sevilla Expo über das Tokyo Toyota Museum, das Suzhou Science Museum in der Nähe von Shanghai bis zum Los Angeles Natural History Museum, um nur einige zu nennen. „Ich habe mehrere Museen in der Welt besucht, die dem Wein gewidmet sind. Aber keines von ihnen erzählt von dessen außergewöhnlichen und kulturellen Größe. Andererseits war es für mich wichtig, einen poetischen Besucherpfad zu schaffen. Keinen Ort, an dem Sie lernen, wie man Wein erzeugt, sondern einen Ort, an dem über die Beziehung zwischen uns und ihm gesprochen wird.“
Das Museum ist eine Entdeckungsreise des Weines in Geschichte und Kunst, in universellen Mythen und lokalen Traditionen, in seiner tausendjährigen Beziehung zum Menschen. Letzten Endes handelt es sich um die Schöpfungsgeschichte eines Lebewesens. Die Zeit bestimmt den Zyklus des Weinstocks, den Arbeitsrhythmus des Winzers, den Weg des Mostes von den Bottichen bis zur Flasche. Und es ist die Zeit, die geduldig ist, während der Wein in den Fässern zu etwas Großartigem wird. Er ist kein beliebiges Getränk, wir finden ihn in jeder Epoche, er hinterlässt seine Spuren überall. Der Wein begleitet die Geschichte der Menschheit seit der Antike. Und im gesamten Verlauf der Jahrhunderte gilt er als Element der Inspiration: Die bildenden Künste, die Musik, die Literatur und das Kino haben ihn immer besonders genossen. Und heute, in einer Zeit, in der es immer schwieriger wird, kreative Arbeiten zu definieren und abzuschließen, wird sogar die Mode auf ihn aufmerksam.