…dieses gewisse Etwas. Diesen Schein, diesen Glanz…der aus Leuten Erscheinungen macht. Wenn sie einen Raum betreten wissen es alle. Der oder die hat es: Glamour. Es raubt einem den Atem, lässt Männer stottern und Frauen schmelzen oder vor Neid erblassen, obwohl Letzteres gar nicht nötig wäre, denn blass wirkt man sowieso. Neben einem glamourösen Menschen versinkt alles Andere in Mausgrau.
Unwillkürlich fragt frau sich: Was hat die, was ich nicht habe? und guckt an sich runter auf die neuen Schuhe, die einen eben noch durchs Zimmer schweben ließen. An denen kann es nicht liegen, und auch nicht am Make-up. Es sind weder Frisur, noch Fummel, die den Unterschied machen und die unmittelbar nachfolgende Erkenntnis trifft einen wie ein Tritt mit dem Stiletto: Die könnte im Jutesack mit Gummistiefeln da stehen und wäre der strahlende Stern am Abendhimmel.
Bei den Männern verhält es sich nicht anders. Wer Glamour hat, braucht keinen Sportwagen. Glamour kommt irgendwie von innen. Es ist ein Leuchten, das von solchen Menschen ausgeht, irgendwie verwandt mit Charisma. Und es hat mit Haltung zu tun. Gemeint ist in erster Linie die innere Haltung zu sich selbst und dann natürlich die Haltung zum Leben an sich.
Das sichere Gefühl, wertvoll, einzigartig und bereichernd zu sein führt auch rein physisch zu einer geraden Körperhaltung; das haben alle glamourösen Menschen gemein. Glamour und ein fehlendes Rückgrat schließen sich gegenseitig aus. Deshalb erscheinen uns glamouröse Menschen irgendwie groß. Ihre Lust am Leben tut ihr Übriges.
Während Unsereiner von Gewissensbissen und Schuldgefühlen zernagt auf Pelzjäckchen und Blutdiamanten verzichtet, schwelgen Diva und Dandy im Luxus. Das Leben will gelebt werden und für Reue ist es viel zu kurz, scheint die Devise und der Erfolg gibt ihnen Recht. Die Welt liegt ihnen zu Füßen, Frauen schmelzen dahin, Männer laufen zur Höchstform auf. Glamouröse Menschen üben auf Normalsterbliche eine magische Anziehungskraft aus. Womit wir bei Magie sind. Seinen Ursprung hat Glamour nämlich laut Wikipedia in „Zauberspruch, Verhexung und Blendwerk“ und das kommt der Wirkung von Glamour schon sehr nah. So manche Frau hat schon insgeheim befürchtet, dass der geliebte Gatte dem Hexenwerk einer Diva mit Haut und Haar verfallen könnte, ohne dass sie dem auch nur das kleinste Glitzern entgegensetzen könnte, denn merke: an Blendwerk aller Art spart eine glamouröse Frau nie. Männer in der Regel auch nicht.
ABER DAS IST ES NICHT.
Teures Bling-bling und Luxus allein machen selbst aus einem schönen Menschen noch lange keine Erscheinung. Bei fehlender innerer und äußerer Haltung erwächst aus dem Versuch, glamourös zu wirken bestenfalls ein It-Girl oder ein Playboy. Die Aura einer Diva kann man nicht kaufen. Sie muss reifen, stilsicher werden und braucht wie ein gutes Parfum einen pulsierenden Körper zur Entfaltung. Deshalb ist auch der Ausdruck „Glamour-girl“ ein Widerspruch in sich. Glamour kann nur eine richtige Frau haben, oder eben ein echter Mann und nicht ein Lackaffe. Glamour ist immer ein Gesamtkunstwerk. Natürlich gehört dazu eine gute Selbstinszenierung, die die Einzigartigkeit und das Charisma der Person hervorhebt. Aber was da zur Aufführung kommt, sollte eben auch Qualität haben. „Mein Haus, meine Yacht, mein Auto“ ist damit nicht gemeint. Persönlichkeit schon eher. Intelligenz, Bildung und Geist sind unabdingbar, oder können Sie sich eine glamouröse Frau im Dschungelcamp vorstellen? Never! Vor unserem geistigen Auge bewegen sich solche Menschen irgendwie immer nur in kunst- und kulturaffinen Habitaten.
Wir treffen sie im Theater, auf Vernissagen, in der Oper oder bei angesagten Events. Sie sich beim Abwaschen oder im Supermarkt vorzustellen, verbietet sich. Vermutlich untersagen sie sich das auch selber und widmen sich lieber den schönen Dingen des Lebens. Kunst gehört zu den Schönsten und vielleicht finden wir deshalb unter den glamourösen Menschen so viele Künstler, Sammlerinnen, Mäzeninnen und ART-Genossen. Die Kunst verfügt über viele Attribute, die sich auch bei glamourösen Menschen selbst finden: Einzigartigkeit, Selbstdarstellung, Aura, Charisma, Geist, Ausstrahlung, Luxus, Verzauberung und manchmal Blendwerk. Sie hebt sich vom Durchschnitt ab, provoziert, verängstigt, zieht uns in ihren Bann, scheint manchmal unerreichbar aber umso begehrenswerter. Sie hat keinen praktischen Zweck, sondern existiert nur um ihrer selbst willen. L´art pour L‚art, Glamour for the sake of Glamour. Diven und Dandys sind exaltiert wie die Kunst, eitel und dekadent, elegant und edel gerahmt. Aber sie sind auch mutig und ausdrucksstark.
ECHTER GLAMOUR ZEIGT SICH DURCH KULTUR. ER MACHT KUNST ZUM AUSDRUCKSMITTEL ALLER LEBENSBEREICHE.
Das Faszinosum des Glamours liegt also in echter Kultiviertheit in Verbindung mit einer gewissen Laszivität. Während manieriertes, antrainiertes Verhalten künstlich wirkt, löst die gekonnte Mischung aus Bildung, Kultur und Sinnlichkeit eben jenes Begehren aus, das auch ein gutes Kunstwerk bei uns bewirkt. Wir sind vollkommen gebannt und es erfordert Mut, sich ihm zu nähern. Das Unwiderstehliche verzaubert uns im Innersten. Das Vulgäre hingegen entfernt uns von diesem Zauber. Wer sich verführen lässt, wird unweigerlich enttäuscht.
Das Eine ist das, was man (in sich) hat, das Andere ist das, was man nur besitzt. Prahl und Prunk machen noch lange keinen Glamour. Kunst hingegen kann günstig oder auch sehr teuer sein – solange sie Kunst ist und nicht Dekoration verleiht sie ihrem Besitzer Glamour. Es ist der Glanz von echtem Gefühl, von Werten, Geist und Einzigartigkeit, der auf uns abstrahlt und selbst aus grauen Mäusen und gesetzten Herren Ladies und Gentlemen mit einem Hauch von Glamour macht.
Probieren Sie´s mal aus. Die wahre Kunst erhebt die Seele, sagt Edgar Allen Poe, und das fühlt sich sehr gut an.