Marinemaler beider Weltkriege
In Stuttgart am 18.04.1885 geboren und in München aufgewachsen. Für Claus Bergen sind Kunst und Künstlerschaft seinerzeit eine ganz unproblematische Sache. Er lernt in seinen Jugendjahren nichts Anderes kennen. Als erster Sohn von Fritz Bergen, im deutschen Kaiserreich populärer Maler und Illustrator, ergibt sich ein geradliniger Weg zum Beruf des Kunstmalers. Mit überreichme Talent versehen, genießt er in München eine akademische Kunstausbildung unter den Fittichen der Landschafts- und Genremaler: Moritz Weinhold, Otto Strützel, Hans von Bartels und Carl von Marr. Ungewöhnlich ist lediglich seine Entscheidung für die Marinemalerei die in Bayern und München nun nicht gerade ihre Hochburg hatte.
Weniger bekannt sind Claus Bergens Illustrationen für „Karl Mays Illustrierte Reiseerzählungen“, die ab Dezember 1907 erscheinen. Der Künstler liefert an die 440 Illustrationen in der Form von Einbandvignetten, farbige Gouachen als Frontispize, schwarzweiße Gouachen als Einschaltbilder und Federzeichnungen als Textillustrationen. Bei Kennern gilt er bis heute als der einfühlsamste Darsteller der Phantasiewelt des Karl May.
Claus Bergen gilt als „der“ Maler, der größten artilleristisch geführten Seeschlacht der Marinegeschichte.
Einen Namen macht sich Bergen bereits ab 1909 mit seinen stimmungsvollen Gemälden des englischen Fischerhafens Polperro an der Küste Cornwalls. Mehrere Studienaufenthalte in Polperro in den nächsten Jahren bis zum Ausbruch des Ersten Weltkrieges erbringen eine größere Zahl von Gemälden mit Motiven des Fischerhafens der Menschen und der Fischerboote. Auf Ausstellungen mit Goldmedaillen bedacht, verkaufen sich Bergens Englische Fischer, trotz happiger Preise recht gut. Bei der Rückkehr der kaiserlichen Hochseeflotte aus der Seeschlacht vor dem Skagerrak 1916 ist Bergen zufällig in Wilhelmshaven. Er spricht als erster Marinemaler mit Besatzungsmitgliedern, empfindet ihre Stimmungen und sieht „stolze“ und zusammengeschossene Schiffe. Claus Bergen gilt seitdem als „der“ Maler, der größten artilleristisch geführten Seeschlacht der Marinegeschichte.
Für Marinemaler brechen nach dem Ersten Weltkrieg schwere Zeiten an. Claus Bergens künstlerische Qualität ist jedoch so überzeugend, dass er mit bemerkenswerten Aufträgen versorgt wird. Neben der Einladung zur Jungfernfahrt des Dampfers COLUMBUS gehört dazu auch die Ausstattung des erweiterten Deutschen Museums in München mit 12 monumentalen Gemälden zur Seefahrtsgeschichte. Sie bringen ihm nicht nur Ruhm, Ehre und Auszeichnungen ein, sondern vor allem finanzielle Unabhängigkeit.
Die Bekanntschaft zu den Oberbefehlshabern der Kriegsmarine Raeder und Dönitz sichern Bergen die Aufmerksamkeit der Kriegsmarine bis 1945. Das von späteren Chronisten ihm angeschneiderte „Propagandahemd“ passt Claus Bergen jedoch nicht so recht. Auch die jährliche Präsenz einiger weniger zeitkonformer Gemälde aus seinem Atelier in Lenggries auf den großen Deutschen Kunstausstellungen in München können sein Lebenswerk nicht diskreditieren.
Im Herbst 1943 bittet der Unteroffizier Hans Willy Bernartz, späterer Mitbegründer des Deutschen Schifffahrtsmuseums in Bremerhaven, Claus Bergen um das nochmalige Malen eines Bildes, das bei einem Bombenangriff verbrannt war. Bergen bezweifelt zwar seine Urheberschaft des „Bildchens“, aber aus dem ersten Kontakt wächst eine Freundschaft zwischen Mäzen und Künstler, die zwanzig Jahre mit Höhen und Tiefen besteht. Die hinterlassene Korrespondenz der beiden miteinander dokumentiert Bergens Lebenschaos in den Nachkriegsjahren. „Das letzte Gefecht des Schlachtschiffes BISMARCK“ gehört zu den bekannten Gemälden Bergens. Die Stiftung der Montanindustrie an die Marineschule in Mürwik ist eines der geschenkten Bergengemälde das sich in eine Reihe einfügt, zu dem auch das Atlantikbild an John F. Kennedy gehört. Wenige Tage vor dem Attentat in Dallas erreicht das Bild Washington. Bergen äußert die Hoffnung, dass der von ihm verehrte Schnellbootkommandant sein Bild noch vor seinem Tod in Augenschein nehmen konnte.
Die Frage ob Kennedy das Bergenbild noch gesehen hat bleibt genauso unklar wie einige Geschehnisse nach Bergens überraschenden Tod am 4.Oktober 1964. Die verschenkten Chancen sein Werk einer breiten Öffentlichkeit zugänglich zu machen und die Rückführung „abhanden“ gekommener Gemälde aus den USA sind spannende Informationen zum Bergen Nachlass, die erstmals in der Monographie von Jörg‑M. Hormann und Eberhard Kliem „Claus Bergen – Marinemaler beider Weltkriege“ veröffentlicht sind.