Walter Russell
Unser Welt ist sexuell – und das ist auch gut so! Unser Universum ist von Grund auf geschlechtlich – und die Spannung zwischen männlich und weiblich, die sich nur im Austausch entladen kann, im Geben und Wiedergeben, ist das, was unsere Welt im Innersten zusammenhält. Unsere Welt heißt hier das für unsere Ausbildung geschaffene „materielle“ Universum (alles Licht!), denn das, was eigentlich Realität hat, das All-eine Licht, muss nicht zusammengehalten werden, es ist eins und bleibt eins. Aber diese geschlechtliche Polarität bietet der Schöpfung die Chance, aus der Einheit herauszufallen, und im Spiel des ständigen Strebens zurück zur Einheit entfaltet sich alles, was wir Welt nennen.
Einzig denkbare nachhaltige Revolution
Ein entscheidender Aspekt dabei ist folgender: Da die Aufspaltung in die Zweiheit und die daraus folgend geschaffene Vielfalt unserer Welt letztlich imaginäre Projektion ist, wirkt das Gesetz der Einheit unerbittlich. Das Weltganze stellt beständig den Ausgleich wieder her. Wo genommen wird, muss gegeben werden, überall, wo Ungleichgewicht entsteht, entstehen automatisch Kräfte, die wieder ins Gleichgewicht ziehen. Daraus gibt es kein Entrinnen. Das Wissen um diesen Zusammenhang ermöglicht die einzig denkbare nachhaltige Revolution, nämlich eine Evolution im Einklang mit den universalen Naturgesetzen.
Wie Frieden möglich ist
Diese Gesetzmäßigkeit gilt natürlich nicht nur für Elemente, Kristalle und Galaxien, sondern auch für uns Menschen und unsere Beziehungen untereinander. Am 19. Mai 1952, seinem 80. Geburtstag, hielt Walter Russell zum US-amerikanischen „Tag der Streitkräfte“ eine Rede zum Thema Krieg und Frieden, in der er das kosmische Grundgesetz von Ausgleich und Balance auf die amerikanische Weltpolitik anwandte. Russells Schlussfolgerung: Solange wir uns Feinde machen, indem wir andere Individuen, Völker oder Rassen feindlich behandeln, haben wir eben auch Feinde. Je grausiger die Unterdrückung und der Imperialismus, umso sicherer das baldige Ende des jeweiligen Imperiums – zahllose Beispiele aus der jüngeren und älteren Geschichte belegen dies. Russells Analyse klingt über weite Strecken, als sei sie nicht vor über sechzig Jahren, sonderngestern an die Streitkräfte der USA gerichtet worden.
„Bisher haben Hass und Angst die menschlichen Beziehungen beherrscht. Brüderliche Liebe und die Einheit der Menschheit müssen diese primitiven Praktiken ersetzen. Die Menschheit hat eine große neue Lektion zu lernen – die Natur nimmt niemals etwas. Die Natur gibt, damit zurückgegeben werde. Das ist das Geheimnis der Beständigkeit in der Natur. Wenn der Mensch das Prinzip der Liebe lernt, auf dem Gott sein Universum aufgebaut hat, werden Wohlstand, Frieden und Glück der Menschheit ebenso beständig zunehmen, wie die Sonnensysteme beständig sind. Die Erde gibt alles, was sie an Wäldern, Früchten und Feuchtigkeit hat, dem Himmel, und der Himmel gibt es alles zurück an die Erde, damit es erneut gegeben werde im ewigen Kreislauf. Der Mensch hat versucht, Beständigkeit zu erlangen, indem er nahm, anstatt zu geben, und hat so seit Äonen seine Zivilisationen immer und immer wieder zerstört – nun steht er kurz davor, seine Welt erneut zu zerstören. Sie können nicht jemanden seines Glückes berauben, um dieses Glück dann selbst zu haben. Sie können nur Glück geben, um es für sich selbst zu finden. Genauso können Sie Liebe nicht nehmen – Sie können Liebe nur GEBEN.“ (Aus: Walter Russell, Kraft und Frieden, Genius Verlag)
Das kosmische Pendel
Alles, was geschieht, hängt jedoch immer in diesem Netz des kosmischen Gleichgewichtes. Dieses wird nach einer Phase der Spannung früher oder später immer wieder hergestellt, koste es, was es wolle. Denn da alles auf der Welt in die Einheit zurückstrebt, die seine eigentlich reale Grundlage ist, und da alles eigentlich ein universales Eines ist, kann diese Gesetzmäßigkeit zwar von uns Menschen vorübergehend ignoriert und mit viel Mühe scheinbar außer Kraft gesetzt werden (wir nennen das dann zum Beispiel „die Natur bezwingen“). Der notwendige Ausgleich kommt dann aber mit umso größerer Gewalt (wir nennen das dann zum Beispiel „Naturkatastrophe“), weil er kommen muss, wie ein Pendel notwendig irgendwann wieder zurückschwingt, und zwar genau so weit, wie es vorher in die Gegenrichtung gelenkt wurde. Für Russell ist das Pendel ein oft gewähltes Beispiel. Denn das Pendel ist das Auffällige, was wir sehen, und dessen Bewegung unsere Aufmerksamkeit fesselt. Die Bewegung des Pendels wäre aber nicht denkbar ohne den Angelpunkt, in dem es verankert ist und ruht. Dieser Angelpunkt bleibt unbewegt, bildet aber die Grundlage für alle spannende Bewegung des Pendels.