DOMQUARTIER SALZBURG
Die Museumslandschaft „DomQuartier“ führt durch 1200 Jahre Salzburger Geschichte. Der Besucher durchschreitet auf dem Rundgang durch den Dom und die Residenz, dem ehemaligen Regierungssitz und Wohnort der Fürsterzbischöfe, mehr als 134 Türen. Hier schlug jahrhundertelang das politische und kulturelle Herz des Landes. Seit 2014 ist die ursprüngliche Einheit des Dom- und Residenzkomplexes – unter Einbeziehung des Benediktinerklosters St. Peter – nach 200 Jahren wiederhergestellt.
Salzburg, auch „Rom des Nordens“ genannt, verdankt nicht zuletzt dem „weißen Gold“, dem Salzabbau, über Jahrhunderte hinweg Wohlstand und den sukzessiven Aufschwung zu einer geistlich-weltlichen Metropole. Mit der Regentschaft Fürsterzbischofs Wolf Dietrich von Raitenau (1587–1612) beginnt die Blütezeit des Fürsterzbistums. Wolf Dietrich verändert das mittelalterliche Aussehen der Stadt grundlegend, so lässt er den durch einen Brand schwer beschädigten Dom abreißen und Pläne für einen neuen Dom ausarbeiten. Dem Platz vor der Residenz müssen 55 Bürgerhäuser weichen, die Residenz selbst wird neu erbaut, ebenso Schloss Mirabell als Wohnsitz für seine Geliebte Salome Alt. Unter seinem Nachfolger Markus Sittikus von Hohenems (1612–1619) erfolgt die Grundsteinlegung des Doms, der unter Paris Lodron (1619–1653) fertig gestellt wird. Fürsterzbischof Guidobald Graf von Thun (1654–1668) lässt die Dombögen errichten, den Residenz- und Domplatz gestalten sowie eine Gemäldegalerie – die heutige Lange Galerie St. Peter – bauen.
Das DomQuartier Salzburg ist ein international einzigartiges, unvergleichliches Museumsprojekt und seit 2016 in der Rechtsform einer GmbH organisiert. Es besteht aus drei Partnern, dem Land Salzburg, dem Domkirchenfonds (Erzdiözese Salzburg) sowie der Erzabtei St. Peter und umfasst die Prunkräume der Residenz, die Residenzgalerie Salzburg, das Dommuseum im Südoratorium des Doms mit der Kunst-und Wunderkammer, die Lange Galerie und das Museum St. Peter. Neben Architektur, Deckengemälden, Stuckarbeiten und dekorativer Innenausstattung werden Schätze aus den reichen Kunstsammlungen des Landes, der Erzdiözese Salzburg und der Erzabtei St. Peter sowie wechselnde Sonderausstellungen präsentiert. Musikalische Darbietungen ergänzen das Angebot, viele Räumlichkeiten sind bedeutende historische Spielorte weltlicher und geistlicher Musik. Sie waren die „Arbeitsplätze“ der fürsterzbischöflichen Hofmusiker, Vater und Sohn Mozart oder Michael Haydn haben hier musiziert und für die vielen Veranstaltungen und Festlichkeiten in Residenz und Dom komponiert.
Der Rundgang durch die facettenreiche Museumslandschaft „DomQuartier“ beginnt in der RESIDENZ. In deren Prunkräumen gelangt man über die Hauptstiege mit den extra tiefen Marmorstufen. Der CARABINIERISAAL ist der größte Raum, ein prunkvolles Entrée, er wurde nach der Leibgarde benannt, die Fürsterzbischof Wolf Dietrich von Raitenau nach dem Vorbild der päpstlichen Schweizergarde formte. Sie waren mit Radschloss-Karabiner-Gewehren ausgerüstet und bewachten die Zugänge zu den erzbischöflichen Wohn- und Regierungsräumen. Das monumentale Deckenfresko von Johann Michael Rottmayr (1654–1830) stellt die vier Elemente dar. Hier fand auch die erste Opernaufführung nördlich der Alpen statt.
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Der RITTERSAAL diente ebenfalls als Aufenthaltsraum für die hochfürstliche Leibgarde. Der Stuck an der Decke stammt von dem Graubündner Stuckateur Alberto Camesina (1665–1756), die Deckengemälde mit Motiven aus dem Leben Alexanders des Großen von Johann Michael Rottmayr. Der prächtig ausgestattete AUDIENZSAAL war ein Ort der Machtdemonstration. Seine Wände zieren kostbare Brüsseler Gobelins, darunter ein Wandteppich aus der Wolf Dietrich-Zeit um 1600, gewebt aus Wolle, Seide, Gold- und Silberfäden. „Die Römer huldigen Alexander“ ist das Motiv des Deckengemäldes von Rottmayr. Die Sitzgarnitur im Louis-seize-Stil um 1775 stammt aus dem Pariser Atelier von Henri Jacob und ist weltweit die einzige vollständig erhaltene Garnitur aus dieser Werkstatt. In die folgenden Privaträume – das Arbeitszimmer, früher Retirade genannt, das kleine Schatullenkabinett (Blauer Salon), das (Parade)Schlafzimmer mit der Privatkapelle hinter einer Tapetentür – durften nur wenige auserlesene Personen betreten. Durch die SCHÖNE GALERIE, einem lang gestreckten Saal mit einem Spiegelgewölbe und einem Fresko von Rottmayr mit der fürstlichen Glorie, umgeben von Astronomie, Geometrie, Architektur und Bildhauerei, kommt man in den THRONSAAL mit dem Deckengemälde „Festmahl anlässlich der Hochzeit der Nymphe Thetis“, das sich auf die ehemalige Funktion des Raumes als Bankett- und Konzertsaal bezieht. Der anschließende WEISSE SAAL verdankt seinen Namen dem weißen prachtvollen Stuck, er ist ein Meisterwerk der klassizistischen Stukkatierkunst aus dem Jahr 1776.
Im dritten Obergeschoß befindet sich die RESIDENZGALERIE, ein Museum ersten Ranges auf dem Gebiet der europäischen Malerei des 16. bis 19. Jahrhunderts. Grundstock der jetzigen Sammlung sind 71 Gemälde aus der bedeutenden Wiener Adelssammlung von Rudolf Graf Czernin von Chudenitz, darunter Rembrandts Frühwerk „Betende alte Frau“. Die Dombogenterrasse führt in den Salzburger Dom. Dieser wurde zwischen 1614 und 1628 nach Plänen von Santino Solari (1576–1646) errichtet. Im NORDORATORIUM des Doms finden hochkarätige Sonderausstellungen des DomQuartiers statt. Über die Domorgelempore gelangt man in das DOMMUSEUM im südlichen Domoratorium. Ausgestellt sind kostbare liturgische Geräte aus dem Domschatz sowie gotische und barocke Gemälde und Skulpturen aus Kirchen und Klöstern Salzburgs.
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Eine Wendeltreppe führt einen Stock tiefer in die KUNST-UND WUNDERKAMMER in dem im 17. Jahrhundert erbauten südlichen Dombogen. Aus dieser Zeit stammen auch Stuck, Marmorfußboden und Kunstschränke, in denen wissenschaftliche Instrumente sowie Objekte und Kuriositäten aus Natur und Kunst wie Mineralien und Edelsteine aus den Salzburger Alpen, geschnittener Bergkristall, Türmchen aus Elfenbein, ein Narwalzahn oder exotische Tiere zur Schau gestellt sind.
Im MUSEUM ST. PETER sind Schätze aus den umfangreichen Sammlungen der Erzabtei ausgestellt, mit den thematischen Schwerpunkten „St. Peter und die Kunst“, „St. Peter und die Musik“ sowie „St. Peter in Geschichte und Verfassung“. Durch eine Doppeltür gelangt man in den angrenzenden KAISERSAAL, wo sich Gemälde von 14 Habsburger Herrschern befinden. Die flache Holzkassettendecke, der Stuck, der Marmorboden und die rechteckigen Marmorportale des Kapellengangs sind aus der Spätrenaissance. Durch den SINTFLUTGANG schaffte sich einst Wolf Dietrich einen Zugang zur Franziskanerkirche. Vom Kaisersaal gelangt man in den Carabinierisaal. Der Rundgang endet also genau dort, wo er begonnen hat.
Die in Salzburg geborene Elisabeth Resmann studierte Rechtswissenschaften und Kunstgeschichte in Salzburg, Florenz und Wien. Als postgradule Ausbildung schloss Resmann den MBA im Projekt- und Prozessmanagement an der Salzburger Management Business School ab, ihre Masterthesis war: „Salzburger Museumslandschaft – quo vadis“. Als Referentin für Museen und Kulturelle Sonderprojekte sowie für Gemeindeangelegenheiten war sie seit 2004 im Regierungsbüro des damaligen Landeshauptmann-Stellvertreters Dr Wilfried Haslauer tätig und begleitete den Prozess der Beauftragung und Zielsetzung des bereits
2004 von Haslauer in Auftrag gegebenen Salzburger Museumsleitplans. 2012 übernahm Resmann die Leitung der Kulturellen Sonderprojekte, in der Folge auch der Stabsstelle für Museen und Kulturelle Sonderprojekte. 2013 wurde sie einstimmig zur Geschäftsführerin der DomQuartier Salzburg GesnbR bestellt. Auf Grund des Erfolgs musste die DomQuartier Salzburg GesnbR 2016 in eine GmbH umgewandelt werden. Elisabeth Resmann wurde nach einem Hearing zur Geschäftsführerin bestellt. „Die Realisierung des Mammutprojekts bis zur Eröffnung im Mai 2014 war für mich ein wichtiger Lernprozess, ein langer Weg der vielen Erkenntnisse und Wissenszuwächse.“ Vieles musste neu entwickelt werden, darunter ein Corporate Design, ein Leit- und Informationssystem, der Webauftritt, Audioguides, die Koordinierung der Ausstellungspläne, Vermittlungsangebote und eine gemeinsame PR-Strategie.
Die Schaffung der Dachmarke „DomQuartier“ war arbeits-und verhandlungsintensiv. Die Fäden liefen und laufen bei Elisabeth Resmann zusammen. Die Anforderungen an die Leitung eines einzelnen Museumsbetriebes sind mannigfaltig, jene des Domquartiers noch um einiges facettenreicher: „Eine besondere Herausforderung ist dabei: die Einheit in der Vielfalt zu bewahren und umgekehrt, die vielteilige Struktur zu einem größeren Ganzen zusammenführen, um etwas Gemeinsames schaffen zu können. Denn die Grundkonstruktion ist komplex, besteht doch das DQS aus einzelnen, eigenständigen und sehr unterschiedlichen Institutionen und Eigentumsträgern. Da einen gemeinsamen Weg zu finden war spannend, aber auch sehr herausfordernd und verlangte vor allem auf kommunikativer Ebene Fingerspitzengefühl, Geduld und den festen Glauben an das große Ganze ab. Dass alles im Endeffekt so gut geglückt ist, ist eine wunderbare und besonders befriedigende Erfahrung.“ Doch auch der laufende Betrieb bedeutet eine stete Weiterentwicklung mit permanenten Kenntnisgewinn. „Besonders interessant sind die vielfältigen Restaurierungsarbeiten, die im DQS immer irgendwo stattfinden, wie z.B. in der Residenzgalerie mit dem für die Sammlung so wichtigen Holztafelprojekt: Bis 2020 werden insgesamt 81 Holztafelgemälde mittels einer eigens entwickelten Technik im Zierrahmen neu montiert und damit nach dem neuesten Stand konserviert. Durchwegs handelt es sich dabei um holländische Gemälde des 17. Jahrhunderts aus der ehemals altösterreichischen Adelssammlung Czernin.“ Im Dommuseum steht eines der bedeutendsten sakralen Kunstwerke des europäischen Frühmittelalters, das Rupertuskreuz aus Bischofshofen (8. Jahrhundert), vor einer weiteren Restaurierung. Untersuchungen zum Material und zu den Veränderungen seit der Restaurierung 1963 wurden bereits in Zusammenarbeit mit dem Bundesdenkmalamt durchgeführt. Das Rupertuskreuz gehört zu einer Reihe von Exponaten, die bis zum Umbau des Südoratoriums konservatorisch unter die Lupe genommen werden. Die Neugestaltung der Dauerausstellung ist das größte Projekt des Dommuseums der nächsten Jahre.
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Das ist das wunderbare an meinem Job: er ist eine perfekte Mischung aus den Erfolgsfaktoren ‚Erfahrung haben‘ und ‚Erfahrung sammeln‘, ganz nach der Maxime des Aristoteles: Was man lernen muss, um es zu tun, das lernt man, indem man es tut.
Elisabeth Resmann: Sie ist eine der jüngsten MuseumsdirektorInnen in Österreich. Elisabeth Resmann managt seit sechs Jahren bravurös eine der besucherstärksten und größten Kultureinrichtungen Salzburgs, das „DomQuartier Salzburg“. Diese Aufgabe verlangt neben einer umfassenden Führungskompetenz ausreichende betriebswirtschaftliche Kenntnisse, Erfahrung in der Budgetierung, im Controlling und Personalmanagement, im Bereich Sponsoring, Fundraising und auf Medienebene. Elisabeth Resmanns herausfordernde Tätigkeit umfasst zudem die Leitung und Koordinierung der inhaltlich-programmatischen Museumsarbeit und des Ausstellungsmanagements sowie gute Kenntnisse der internationalen Museumsszene.